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Das Geheimnis in «Ein Weg unter den Augen Mariens»

Schwester Luzia aus Fatima (1907-2005)

Dieses Buch, das soeben im Parvis-Verlag erschienen ist, zeichnet kurz die Geschichte der Erscheinungen aus der Sicht von Schwester Luzia nach, doch der Hauptteil spricht über das Leben von Schwester Luzia im Kloster mit vielen Anekdoten, die von ihren Mitschwestern erzählt werden. Dieser Aspekt ist völlig neu und wurde nie enthüllt. Hier unten erscheint der 2. Artikel über dieses wichtige Buch.

Im Jahr 2000 veröffentlichte die Kirche, zusammen mit dem 3. Teil des Geheimnisses von Fatima, eine lange Interpretation, die viele verwirrte. Die Worte der Muttergottes: «Schreib, was sie dir auftragen, aber nicht, was dir hinsichtlich seiner Bedeutung zu verstehen gegeben wurde», zeigen, dass die Hirtenkinder viel mehr als den geschriebenen Text empfangen und verstanden haben.

Dies könnte die Kluft zwischen dem Geheimnis an sich und der Wahrnehmung «der Personen, die niemals zufrieden sind», wie Luzia sagte, erklären. Die komplementären Visionen von Jacinta am Brunnen und von Lucia in Pontevedra, die später mitgeteilt wurden, entfalten den Inhalt des Geheimnisses als solches und vermitteln ein breiteres Verständnis davon.  
Schwester Luzia schrieb in Folgsamkeit gegenüber der Anordnung des Bischofs von Leiria den letzten Teil des Geheimnisses am 3. Januar 1944 auf, welchen sie bis dahin in ihrem Herzen bewahrt hatte:
«Auf der linken Seite Unserer Lieben Frau, ein wenig nach oben, erblickten wir einen Engel mit einem Feuerschwert in der Linken. Flimmernd entsandte es Flammen, welche die Welt zu entzünden schienen. Aber diese erloschen, sobald sie auf den Glanz stießen, der ihnen entgegenkommend von der Rechten der Gottesmutter ausging. Der Engel wies mit seiner Rechten hin zur Erde und sprach mit gewaltiger Stimme: “Buße, Buße, Buße.” Und wir erschauten in einem starken Licht, welches Gott ist, wie in einem Spiegel, einen weiß gekleideten Bischof. Wir hatten die Ahnung, dass es der Heilige Vater war. Verschiedene andere Bischöfe, Geistliche, männliche und weibliche Ordensangehörige sahen wir einen steilen Berg hinansteigen, auf dessen Spitze ein großes Kreuz stand, das aus rohen Stämmen gezimmert war, so als handle es sich um eine Korkeiche mit Rinde.
Bevor der Heilige Vater dorthin gelangte, durchschritt er von Schmerz und Qual niedergeschlagen, wankenden Schrittes eine große Stadt, die halb in Ruinen war und halb erbebte. Er schritt im Gebet versunken für die Seelen der Toten, die an seinem Wege lagen. Auf dem Berggipfel angekommen kniete er am Fuß des großen Kreuzes nieder und wurde von einer Gruppe von Soldaten getötet, die einige Schüsse und Pfeile auf ihn abfeuerten, und so starben auch einige Bischöfe, Priester, Ordensangehörige und Laien, Männer und Frauen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und Stellungen. Unter den Armen des Kreuzes standen zwei Engel mit je einer kristallenen Kanne in den Händen, in der sie das Blut der Märtyrer auffingen und mit der sie die Seelen, die sich Gott näherten, besprengten.
Es folgte eine Ermahnung: “Sagt das niemandem. Francisco schon, ihm könnt ihr es weitersagen.”»

(«Ein Weg unter den Augen Mariens», S. 80-81)

Tiefe Liebe zu dem weißgekleideten Bischof

Nach diesem Gesicht verblieb der Heilige Vater im Herzen und im Gebet der drei Schäferkinder gegenwärtig. Sie wussten nicht, wer er war, noch kannten sie seinen Namen. Aber diese unter dem Gewicht des Leides schwankende Gestalt war für immer in ihrem Herzen gegenwärtig. Sie war in dem dritten Teil des Geheimnisses eine zentrale Person. Sie sahen, dass er litt und zur Zielscheibe wurde. Er war der Papst an sich und nicht ein ganz bestimmter Papst.
In einer Vision, die später Jacinta alleine zuteil wurde, zeigte sich vertiefend, was mit jedem Papst geschieht. Luzia erzählt uns das ihr anvertraute Geschehen mit den Worten:
«Eines Tages verbrachten wir die Stunden der Nachmittagsruhe an dem Brunnen meiner Eltern. Jacinta setzte sich auf die Steinplatten des Brunnens. Mit Francisco ging ich zu einem bewaldeten Abhang, um Waldhonig, den es dort gab, zu suchen. Nach kurzer Zeit rief Jacinta nach mir: “Hast du nicht den Heiligen Vater gesehen?”
“Nein.”
“Ich weiß nicht, wie es dazu kam. Ich sah den Heiligen Vater in einem großen Haus auf den Knien, die Hände vor dem Antlitz und weinend vor einem Tisch. Vor dem Haus gab es viele Menschen, welche Steine warfen, andere stießen Verwünschungen aus und sagten ihm viele schlechte Worte. Lieber, armer Heiliger Vater. Wir müssen sehr für ihn beten.”
Bei anderer Gelegenheit begaben wir uns nach Lapa do Cabeco. Dort eingetroffen, legten wir uns auf den Boden, um die Gebete des Engels auszusprechen. Nachdem einige Zeit verstrichen war, erhob sich Jacinta und rief mir zu: “Siehst du nicht all die Straßen, all die Wege und Felder voller Menschen, die vor Hunger weinen und nichts zu essen haben? Und den Hei­ligen Vater in einer Kirche vor dem Unbefleckten Herzen Mariens beim Gebet? Und so viele Menschen, die mit ihm beten?”
Nach einigen Tagen befragte sie mich: “Kann ich sagen, dass ich den Heiligen Vater und all diese Leute gesehen habe?”
“Nein. Siehst du nicht, dass dies auch ein Teil des Geheimnisses ist und dass es sich sonst aufdecken lässt?”
“Nun gut. Also sage ich nichts.”»
Selbst bei diesem Gesicht wussten die Seherkinder nicht, wer überhaupt der Papst war. Allein dank der Erklärung aus dem Munde zweier Priester, die sie besuchten und sie baten, für den Heiligen Vater zu beten, verstanden sie, wer er tatsächlich war. (S. 83-84)

Die Gottesmutter gestattet es, dass Luzia das Geheimnis niederschreibt, und gibt ihr neue Erleuchtung

Aber die ersehnte Antwort des Bischofs von Leiria verzögerte sich. Luzia empfand daraufhin die Verpflichtung, der ihr erteilten Anweisung zu folgen. Obgleich mit Skrupel und Besorgnis vor einem weiteren Misserfolg, welcher sie wirklich verwirrte, versuchte sie, sich wieder ans Schreiben zu begeben, war aber nicht fähig dazu. Schauen wir mal, wie sie selbst uns dieses Drama berichtet:
«Als ich am 3.1.1944 die Antwort erwartete, kniete ich mich auf den Boden neben meinem Bett, das mir manchmal als Schreibtisch diente. Doch wiederum erlebte ich es, nicht weiter voranzukommen. Was mich am meisten beeindruckte, war, dass ich im gleichen Augenblick irgendetwas anderes problemlos zu Papier brachte. Ich bat daraufhin Unsere Liebe Frau, dass sie mir doch zu erkennen gebe, was der Wille Gottes sei. Ich begab mich zur Kapelle. Es war vier Uhr nachmittags, der Zeitpunkt, an welche­m ich üblicherweise dem Allerheiligsten einen Besuch abstattete, weil ich dort gewöhnlich alleine war. Ich weiß nicht warum, aber ich schätze es, mit dem sakramentalen Jesus alleine zu sein.
Ich kniete mich also dort in der Mitte der Kapelle auf den Boden neben der Kommunionbank und bat Jesus, mir erkennen zu geben, was Sein Wille sei. Ich war innerlich eingestellt zu glauben, dass die Befehle der Ordens­oberen sicher den Willen Gottes widerspiegeln. Dass dem nicht so sei, vermochte ich mir nicht vorzustellen. Verwirrt, halb gedankenverloren unter dem Druck einer dunklen Wolke, die über mir drohend stand, mein Gesicht zwischen den Händen, erwartete ich, ich weiß nicht wie, eine Antwort. Ich spürte daraufhin, dass eine freundliche, liebevolle Hand mich an der Schulter anrührte. Ich erhob die Augen und sah meine geliebte Himmelsmutter: Fürchte dich nicht, Gott möchte deinen Gehorsam, Glauben und Demut. Sei in Frieden und schreibe auf, was sie von dir erwarten, aber nicht das, was dir über die Bedeutung gesagt wurde. Wenn du mit Schreiben fertig bist, lege es in einen Umschlag, verschließe und versiegele ihn und schreibe darauf, dass der Umschlag 1960 von dem Kardinal Patriarch von Lissabon oder dem Bischof von Leiria geöffnet werden kann.
Ich hatte das Empfinden, dass mein Geist von einem Lichtgeheimnis überflutet werde, welches Gott ist, und Ihn sah und vernahm ich. Die Lanzenspitze, gestaltet wie eine Flamme, die sich nach vorne bewegt, die Erdachse berührt, sie erzittert1. Berge, Städte, Kleinstädte, Dörfer werden mit ihren Bewohnern begraben. Das Meer, die Flüsse, die Wolken verlassen ihre Grenzen, schwappen über, überschwemmen und reißen in einem Wirbel in nicht zählbarer Anzahl Wohnungen und Menschen mit sich. Das ist die Reinigung der Welt von der Sünde, in welcher sie versunken ist. Der Hass und die Leidenschaft sind die Ursache des zerstöre­rischen Krieges. In dem schnelleren Schlagen meines Herzens und in meinem Geiste hörte ich den Widerhall einer milden Stimme, welche sagte: im Zeitenablauf nur ein Glaube, eine Taufe, allein eine Kirche, heilig, katholisch, apostolisch, in der Ewigkeit der Himmel. Dieses Wort «Himmel» erfüllte meine Seele mit Frieden und einem Glücksgefühl, so dass mir, ohne mir hierüber Rechenschaft abzulegen, über längere Zeit die Worte über die Lippen kamen: der Himmel, der Himmel. Kaum dass die überwältigende Kraft des Übernatürlichen vorüber war, machte ich mich ans Schreiben und tat es am 3. Januar 1944 ohne Mühe, niedergekniet, und dazu gestützt auf mein Bett, das mir hierbei als Schreibtisch diente.»

Luzia schreibt das auf, was sie sah; die Ausdeutung obliegt der Kirche

«Schreibe nieder was sie von dir verlangen, nicht aber das, was du über die Bedeutung erfahren hast.»
Dieses gesehene und gehörte Erlebnis blieb im Schweigen ihres Herzens verborgen und fand sich erst später in ihren vertraulichen Mitteilungen «O meu Caminho» wieder. Ohne den Anschein zu erwecken, jemand zu sein, der mit dem Unsicht­baren in Verbindung steht, scheint es, dass sie gewohnt war, in Gott wie in einem Spiegel den Lebensfilm der Menschheit zu sehen. Als sie einige Jahre zuvor, bewegt vom Heiligen Geiste, in einem Brief an den Bischof von Leiria, worüber wir oben geschildert haben, sprach, berichtete sie ihm über eine der vor­genannten sehr ähnlichen Schauung.
Niemals kam ihr ein Wort über die Lippen, welches ihre persönliche Ansicht über die Bedeutung dessen erkennen ließ, was ihr zu verstehen aufgegeben war. Sie bekräftigte immer: «Die Auslegung obliegt der Kirche.»
Erst im Jahre 2000 wurde der Inhalt des Geheimnisses zur Gänze bekannt gegeben. Es geschah in Übereinstimmung mit dem, was Schwester Luzia im verschlossenen und versiegelten Umschlag an Bischof D. José Correia da Silva geschrieben hatte. Sie selbst bekräftigte es mehrfach, schon bevor sie es in Fatima am 13. Mai 2000 in einer öffentlichen Erklärung tat. Sie erkannte die Wahrheit des Geschriebenen vor Zeugen an, wie sie es danach verschiedentlich tat, als sie von Nachrichten erfuhr, welche jener Erklärung den Wahrheitsgehalt abstritten.
Aus diesem Grunde begegnete sie im Dezember 2003 seiner Eminenz, dem Herrn Kardinal Tarcisio Bertone, um ihm einmal mehr dasselbe zu entgegnen: «Das Geheimnis ist zur Gänze offenbart». Mit einer gewissen inneren Anstrengung sagte sie ihm: «Es gibt Menschen, die nie zufrieden sind, machen Sie sich nichts daraus.»(S. 343-345)

 

Anmerkungen:
1.    Beachten Sie den Unterschied zum Feuerschwert des Engels. 1917 gebietet Unsere Liebe Frau den Flammen mit ihrer rechten Hand Einhalt und der Engel ruft dreimal «Buße». 1944 «berührt die Lanzenspitze wie eine sich ausdehnende Flamme die Erdachse. Sie erzittert und…»

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