Weihnachten rückt näher
Giuliana Buttini - «Mein Leben in Nazareth»
Meine Liebe für die Menschheit ist so groß, dass ich, Myriam, mich in Gott zeigen kann. Das ist eine große Freude für mich.
15. Dezember 1982
Es war April. Es hatte geregnet und alles grünte bereits. Der Weg war schlammig und Jesus, der sieben Jahre alt war, vergnügte sich damit, die Spuren seiner Füßchen auf dem Schlamm zu hinterlassen.
«Takinì, warum spielst du dieses Spiel?»
«Immi, ich denke an andere Fußspuren, an jene, die ich auf Stein hinterlassen werde…»
Wie immer verstand ich nicht… Fußspuren auf Stein! Spuren in den Herzen der Menschen! In den reinen, in den weiten Herzen!
Der Frühling sang sein Lied an jenem Morgen. Die Zeit des Leidens war noch fern. Ich hatte die kleinen alltäglichen Sorgen; ein einfaches und armes Leben; ein Leben, das mir gefiel, weil ich Jesus hatte und Josef, der sich um ihn und um mich kümmerte. Ich hatte meinen Garten. Dann, als für mich das Leiden anbrach, vergaß ich dieses Frühlingslied, das in meinem Herzen gewesen war. So ist es auch dir ergangen. Das Leiden verändert uns. Danach singt nur mehr die Sehnsucht im Herzen. Es ist ein sanftes und melancholisches Lied. Dann geht es darum, zu glauben und das Leiden anzunehmen.
«Immi, die Sonne kommt immer wieder. Nach dem Regen ist der Himmel noch blauer, und manchmal gibt es auch einen Regenbogen.»
Oft wird das Leben Jesu und auch meines als Märchen dargestellt. Das führt weit weg von jener Wirklichkeit, die bekannt werden sollte. Deshalb spricht Jesus zu dir. Seine irdische Zeit liegt weit zurück. Jetzt möchte er erkannt werden, wie er wirklich ist, und dadurch geliebt werden. Er möchte den Menschen erneut die ewige Wahrheit zurufen. So wie er damals für viele nur ein Mensch war, so werden seine Worte heute von vielen nicht geglaubt. Doch es genügt schon, wenn ein einziger durch diese Worte gerettet wird (und es ist nicht nur ein einziger, es sind bereits viele). Dann ist sein Reden nicht vergeblich gewesen. Er hat niemals etwas Vergebliches getan, denn als Gott weiß er alles.
Weihnachten rückt näher, und viele denken an Geschenke und an das Fest. An uns denken sie nicht. Der Zauber jener Erinnerungen ist in meinem Herzen, genauso wie der Frühling mein Herz zum Klingen bringt. Ich bin die Mutter Gottes, die Mutter der Welt! Hier im Reich klingt alles im Herzen. Die Glückseligkeit ist hier echte Glückseligkeit. Deshalb sage ich euch, dass ihr hoffen und glauben sollt. Ihr sollt euch dessen, was wir euch sagen und was euch verheißen worden ist, gewiss sein.
«Herr Pfarrer, die schöne Dame hat mich angeschaut und ihre Augen waren voller Liebe…»
«Das ist alles nur Einbildung, das kannst du dir ja denken. Und was hat sie dir dann gesagt?»
«Que soy era Immaculada Conceptiou…»
So wie ich Bernadette angeschaut habe, so schaue ich jetzt dich an, mit Augen voller Liebe. Ich schaue dich an und ich schaue euch an.
Und ich schaue die Welt an. Meine Liebe für die Menschheit ist so groß, dass ich, Myriam, mich in Gott zeigen kann. Das ist eine große Freude für mich.
In Rom blickte ich voller Liebe in das intelligente und schelmische Gesicht eines Mannes, der mich nicht kannte. Jetzt liebt er mich. Damals schaute er mich erstaunt und auch sehr verängstigt an.
«Die schöne Frau!»
Ich war eine einfache Frau, ich trug ärmliche Kleidung. Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass mich einmal jemand so nennen könnte. Ich kümmerte mich um das Haus, um den Gemüsegarten und um meine Rosen. Ich ging zum Brunnen…
«Immi, ich gehe zum Brunnen…»
Und Jesus, der Gott von Gott ist, ging für mich zum Brunnen. Er, die Quelle der ewigen Glückseligkeit, der Erlöser!
«Mein Leben in Nazareth», Seiten 220-222