Erscheinungen des Jesuskindes
Schwester Luzia - «Ein Weg unter den Augen Mariens»
Zu Beginn ihres Ordenslebens in Pontevedra erlebte Schwester Luzia neben verschiedenen himmlischen Erscheinungen am 15. Februar 1926 eine erstaunliche Überraschung:
Ihrem Beichtvater wie ihrer Oberin teilte die demütige Postulantin diese neue Erscheinung mit. Ihre Oberin erklärte, dass sie selbst wenig unternehmen könne und riet ihr, an Prälat Manuel Pereira Lopes zu schreiben, der ihr Beichtvater im Ordensheim von Vilar gewesen war. Luzia fügte sich dem, obwohl sie es vorgezogen hätte, sich über dieses neue Geschehen mit dem Bischof von Leiria auszutauschen. Auf ihren entsprechenden Brief erhielt sie aber keine unmittelbare Antwort. Weil sie sich um das geistige Wohl von Maria das Dores sorgte, und da diese noch nicht in der Lage war, sich selbst in spanischer Sprache hinreichend verständlich zu machen, ihr Beichtvater sie auch nicht richtig verstand, verlangte ihre Oberin daraufhin von ihr, dass sie sich an einen portugiesischen Jesuitenpater wende, der sich zur damaligen Zeit in Pontevedra aufhielt. Solches tat Luzia dann auch und ward von diesem sehr unterstützt. Der Name dieses Priesters war Pater Francisco Rodrigues.
In der Zwischenzeit erhielt sie auch eine Antwort von Prälat Pereira Lopes, wie aus dem Brief hervorgeht, den Luzia ihm auf die Erscheinung vom 15. Februar 1926 hin verfasst hatte. Luzia schrieb ihm:
«Hochwürden, ich komme, um Ihnen mit aller Achtung für den liebenswürdigen, kleinen Brief zu danken, den Sie die Güte hatten, mir zu schreiben. Als ich am Folgetag den sakramentalen Jesus empfing, habe ich Ihm den Brief vorgelesen und habe gesagt: “Oh mein Jesus, mit Deiner Gnade, dem Gebet, der Abtötung und dem Vertrauen, werde ich alles ausführen, was mir der Gehorsam gestatten möge und was Du mir eingibst. Das übrige tue Du.”
Am 15. war ich mit meiner Arbeit sehr beschäftigt und erinnerte mich fast nicht mehr daran. Ich war dabei, Abfälle aus dem Garten zu werfen, da, wo ich einige Monate zuvor ein Mädchen getroffen und gefragt hatte, ob es das “Ave Maria” kenne. Sie antwortete mir mit einem Ja. Damit ich solches höre, forderte ich sie auf, es aufzusagen. Aber, da sie sich nicht entschließen vermochte, es alleine zu sprechen, habe ich es mit ihr dreimal mitgebetet. Am Ende der drei “Ave-Marias” bat ich sie, es jetzt alleine aufzusagen. Indessen, da sie schwieg und nicht fähig war, es alleine zu wiederholen, fragte ich sie, ob sie wisse, welches die Kirche Santa Maria sei. Sie entgegnete wieder mit “ja”. Ich sagte ihr, sie möge alle Tage dorthin gehen und wie folgt sprechen: “Oh meine Himmelsmutter, gib mir dein Jesuskind.” Ich unterrichtete sie so und ging dann weg.
Am 15.02.1926 war ich also wieder dort und traf da ein Mädchen, welches mir jenes selbige zu sein schien, und befragte es also:
“Hast du die Himmelsmutter um das Jesuskind gebeten?”
Das Mädchen wandte sich mir zu und erklärte:
“Und hast du das in der Welt verbreitet, um was die Himmelsmutter dich gebeten hat?”
Hierbei verwandelte es sich in einen strahlenden Buben.
Wie ich erkannte, dass es Jesus war, sagte ich:
“Mein Jesus, du weißt doch das, was mein Beichtvater in seinem Brief, den ich dir vorlas, sagte. Er erklärte, es sei nötig, dass jene Vision sich wiederhole, damit es Tatsachen gebe, so dass es geglaubt werde, und die Mutter Superiorin könne alleine nichts bewirken, um jene Tatsache bekannt zu machen.”
“Wahr ist es, dass die Mutter Superiorin alleine nichts vermag. Aber mit meiner Gnade kann sie alles. Es reicht aus, dass dein Beichtvater dir die Erlaubnis gibt und es deiner Superiorin mitteilt, damit es geglaubt werde, ohne zu wissen, wem es offenbart wurde.”
“Aber mein Beichtvater erklärte mir in seinem Brief, dass diese Verehrung in der Welt nicht nötig sei. Denn es gebe schon viele Seelen, die Dich an den ersten Samstagen in Verehrung der Gottesmutter und der 15 Rosenkranzgeheimnisse empfangen.”
“Es ist wahr, meine Tochter, dass viele Seelen uns empfangen, aber nur wenige führen es zu Ende, und die, welche zu dem Ende gelangen, tun es, um die Gnaden zu erhalten, die hierfür versprochen wurden. Mehr erfreuen mich diejenigen, welche fünf Gesätze mit Eifer beten, um das Herz deiner Himmelsmutter zu trösten, als diejenigen, welche alle 15 lau und gefühllos heruntersagen.”»
Die Seherin bat um eine Erklärung. Wenn einige Menschen nicht am Samstag beichten können, wird dann auch die Beichte von vor acht Tagen gültig sein?
Hierauf erwiderte Jesus:
«“Ja, es können sogar noch mehr Tage sein, vorausgesetzt, dass die Menschen, wenn sie mich empfangen, sich noch im Stande der Gnade befinden und die Absicht verfolgen, dem Unbefleckten Herzen Mariens Genugtuung zu schenken.”
Weiterhin stellte ich die Frage: “Mein Jesus, was ist mit denen, die es versäumen, dieses Gebetsanliegen [d.h. dem Unbefleckten Herzen Mariens Sühne leisten] vorzutragen?”
Jesus entgegnete: “Sie sind in der Lage, es auch noch in einer späteren Beichte vorzubringen, wobei sie dann aber die erste Gelegenheit nutzen, die sich ihnen zur Beichte bietet.”»
Weil sie Jesus so traurig schaute, empfand Luzia eine Mischung aus unbeschreiblichem Glück und einem stechenden Schmerz und sie begehrte, alle Martyrien zu erleiden, um das Unbefleckte Herz Mariens, «meiner geliebten Mutter, zu heilen und ihr alle Dornen, eine nach der anderen, zu entfernen, die sie quälen mochten. Ich verstand, dass diese Dornen das Zeichen für die vielen Sünden sind, welche sich gegen den Sohn richten und hierbei das Herz der Mutter durchdringen. Ja, gerade wegen diesen Sünden gehen viele Seelen auf ewig verloren.»
Später teilte ihr Prälat Pereira Lopes vertraulich mit, dass er keine Verantwortungen mehr tragen möchte und sagte Maria das Dores, sie möge die Angelegenheiten ihrer Seele von nun an mit dem Bischof von Leiria fortführen. Danach schrieb die Seherin diesem Geistlichen keine Briefe mehr.
Demütig unterrichtete Luzia ihre Schwester Oberin über die letzte Erscheinung. Diese reagierte besorgt und sagte ihr, um auf diesem außergewöhnlichen Wege fortzufahren, könne sie sicherlich nicht in dem Kloster verbleiben. Die Postulantin fühlte sich deswegen nicht niedergedrückt. Es schien ihr, wenn dies ein Hindernis sein sollte, wäre es die Art und Weise Gottes, sie in ein anderes Kloster zu führen. Als sie mit ihrem Beichtvater, Pater Rodrigues, sprach, riet dieser ihr, nicht mehr mit der Superiorin über jene Geschehen zu sprechen, und er wies sie an, alles aufzuschreiben. Er versprach, über ihre Berufung in einen kontemplativen Orden nachzudenken, dazu auch über den vom Himmel genannten Wunsch, wie dieser verwirklicht werden könnte. Luzia fühlte sich verstanden, was ihr einen inneren Frieden schenkte.
(«Ein Weg unter den Augen Mariens», S. 216-219)