Viele Seelen gehen verloren
Maria Valtorta - «Die Hefte 1943»
Außer dem Werk «Der Gottmensch» von Maria Valtorta sind noch weitere Schriften von dieser begnadeten Seele vorhanden, nämlich die «Hefte» 1943, 1944, 1945-1950. Wir nehmen hier einen Auszug aus den Heften des Jahres 1943, in dem Jesus von der Neugierde des Menschen spricht.
Jesus sagt: «Viele Seelen gehen verloren, weil sie sich mühen um das, was zu schwer für sie ist und erforschen wollen, was ihre Kraft übersteigt», wie der Ekklesiasticus (Jesus Sirach, Kap. 3, Vers 21) sagt.
Das ist das uralte Gift. Der Mensch war immer und ist immer noch von ungesunder Neugier und sakrilegischer Profanierungssucht besessen. Er möchte Dinge erforschen, welche die göttliche Weisheit mit dem Geheimnis umgibt, und zwar nicht, weil sie eifersüchtig auf ihre Macht bedacht ist, sondern aus vorausschauender Liebe. Wehe, wenn der Mensch die ganze Zukunft und die Geheimnisse des Weltalls wüsste! Ihr hättet dann keinen geistlichen und keinen natürlichen Frieden mehr. Überlasst die Zukunft Gott, dem Schöpfer und Zuteiler der Zeit, und lasst gewisse Zonen des Universums unberührt; deren Inbesitznahme würde euch Waffen in die Hand geben, um eure individuelle und geistige Existenz zu bedrohen.
Ich sagte bereits, dass Ich nichts gegen die Werke der menschlichen Intelligenz einzuwenden habe. Wenn Ich das täte, wäre Ich inkonsequent gegen Mich selbst, der Ich dem Menschen den Verstand gegeben habe, damit er sich dessen bediene und ihn nicht untätig lasse. Ich sage euch aber durch den Mund der göttlichen Weisheit: Seid nicht neugierige Ergründer der göttlichen Werke, versucht nicht, über die Grenzen hinauszugehen, die Ich euch gesteckt habe, um euer Vermögen von einem solchem, das stärker als das eure ist, abzugrenzen, von kosmischen Gesetzen, von geheimnisvollen Naturkräften, und vor allem von den Geheimnissen der Totenwelt, deren Wahrheiten und deren Leben Ich allein euch zu enthüllen das Recht habe, denn Ich bin der Herr aller Dinge, während ihr nur Gäste auf dieser armen Erde seid und nicht wisst, was euch jenseits des irdischen Lebens vorbehalten ist.
Glaubt an das andere Leben. Es genügt, daran zu glauben. Glaubt, dass es darin eine Belohnung und eine Strafe gibt, die Frucht einer heiligen Gerechtigkeit, die darauf aus ist, jedem Einzelnen zugeteilt zu werden. Das habe Ich euch zu eurem Heil mitgeteilt. Ihr braucht nicht mehr zu wissen.
Stört nicht mit eurer geschwätzigen Neugier den übernatürlichen Frieden des anderen Lebens. Wenn es sich auch um die Gequälten handelt, das heißt, um die, welche keinen Frieden haben, weil sie von Mir getrennt sind, so bringt euer neugieriges Eindringen immer eine vermehrte Qual mit sich. Warum mit einem irdischen Echo die Ausgeglichenheit der Himmel stören? Warum die Qual der Gestraften mit Stimmen, die an die Welt erinnern, vermehren, wo sie sich die Strafe verdient haben? Habt Ehrfurcht vor den Ersteren und Mitleid mit den Letzteren.
Ich allein, der Herr des Himmels und der Erde, der oberste Schiedsrichter aller Dinge, die vollkommene Macht in allen Dingen, kann eine solche Initiative ergreifen und menschliche Kontakte mit dem Geheimnis des jenseitigen Lebens herstellen. Ich allein. Dann sende Ich euch Meine Boten, und zwar immer zu einem guten Zweck, niemals um törichte und ehrfurchtlose menschliche Erkundungen zu befriedigen.
Selig die, welche glauben, ohne gesehen zu haben, habe Ich zu Thomas gesagt und sage es allen den Neugierigen und Ungläubigen der Erde noch einmal. Es sind keine Beweise nötig, um an das zweite Leben zu glauben, das – soviel sollt ihr inzwischen wissen – nicht so ist, wie ihr phantasiert – sondern so, wie Ich gesagt habe: ein zweites Leben, das eines ist, aber nicht immer mehr neue Leben. Ihr seid Menschen und keine Weizenkörner, die, wieder eingesät, ein-, zwei-, zehn-, hundert Mal keimen, so oft sie wieder eingesät werden.
Ihr braucht keine Beweise. Es genügt Mein Wort. Wenn ihr behauptet, daran zu glauben, dann aber auf übernatürliche Beweise aus seid, um zu glauben, lügt ihr und macht auch Mich zum Lügner. Ihr lügt, weil ihr mit dem Mund zu glauben vorgebt, in eurem Sinn aber doch nicht glaubt und nach Beweisen sucht. Ihr macht Mich zum Lügner, denn eure Sucht nach Beweisen verrät unterschwellig, aber doch sehr lebhaft den Gedanken, Ich könnte etwas Unwahres gesagt haben.
Zur Strafe für solche unnützen, gefährlichen und törichten Neugierden und solche ehrfurchtslosen und sakrilegischen Gedanken, lasse Ich zu, dass in den unglücklichen Wissbegierigen solcher Dinge, die dem Menschen zu ergründen nicht nötig sind, eine Sinnesverwirrung auftritt, eine Trübung des Geistes und bestenfalls eine schwere Verwundung des Glaubens, schlimmstenfalls jedoch der Tod des Glaubens und des Geistes.
Welche sind die Besten unter diesen Geheimnisverletzern? Es sind die, die sich nicht gerade damit befassen, um Mir den Prozess zu machen, denn man kann Mir nicht den Prozess machen, sondern um Mich zu suchen, da sie keine anderen, sichereren Wege kennen: nämlich nicht die demütigen und hohen, so wie Der, der sie ihnen aufgezeigt hat, selbst ist: Christus, der eigens auf die Erde gekommen ist, um die sichere Lehre, die euch in das zweite Leben führt, zu bringen, und um die Kirche zu gründen, in der Meine Lehre niedergelegt ist, die sie verkünden soll. Die Betreffenden wissen nicht mit kindlicher Schlichtheit und heiliger Demut der Kirche die Füße zu küssen und ihr zu sagen: «Ich liebe dich, ich gehorche dir, führe du mich.» Sie suchen Mich freilich mit redlichem Sinn. Deshalb habe Ich für sie noch große Barmherzigkeit übrig.
Welche sind aber die Schlechtesten unter diesen Geheimnisverletzern? Es sind die, welche sich ihm aus purer wissenschaftlicher Neugier nähern, zu menschlichem Profit, welcher Art dieser auch immer sei: vom gemeinen Geld, das ihnen als Preis für ihre magische Wissenschaft bezahlt wird, bis zum direkten Nutzen, der ihnen (wie sie zumindest glauben) als außerirdischen Führern daraus erwachsen kann. Aber auf diese Weise erhält man keine Führer. Führer kommen spontan auf Meinen Befehl hin, nicht aber auf Befehl von Menschen. Gegen diese werde Ich als göttlicher Richter mit erbarmungsloser Strenge vorgehen und sie wegen ihres mangelnden Glaubens und ihrer mangelnden Ehrfurcht vor dem Herrn dieses und des jenseitigen Lebens strafen, und auch wegen ihrer mangelnden Ehrfurcht vor den Dahingeschiedenen; Ich allein habe das Recht, diesen zu gebieten und ihnen derartige Befehle zu erteilen, ihre außerirdischen Wohnungen zu verlassen.
Selig, selig, dreimal selig jene, die glauben, ohne Beweise nötig zu haben; selig, siebenmal selig, die niemals auch nur einen Augenblick lang an Meinem Wort und an Meiner Lehre gezweifelt haben, die Ich der Lehrmeisterin, Meiner Braut, anvertraut habe: der Kirche, und selig die, welche sich nie erdreistet haben und auch nie zu wünschen gewagt haben, sich einer Profanierung der jenseitigen Reiche schuldig zu machen, die davon überzeugt sind, dass das irdische Leben nicht stirbt, sondern seine Natur wandelt und ewig wird: das ist beseligend für jene, welche von Mir und in Mir zu leben verstanden, schreckenerregend aber für jene, welche Gott abgewiesen und mit Satan gebuhlt haben.
Diesen rein Glaubenden, diesen schlichten und demütigen Geistern, denen der Glaube Licht und Mein Wort Leben ist, gewähre Ich das, was Ich den Zudringlichen verweigere: den Besitz und die Kenntnis der göttlichen Wahrheit über das Jenseits.»
11. September, «Die Hefte 1943», S. 321-324