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Aber Sie haben ja ein Foto von der Muttergottes gemacht!

Zeugnis eines Priesters über seine Wallfahrten nach San Damiano

Anfang August 1985 war ich also Pfarrer in einer großen Stadt, die im Sommer ziemlich entvölkert war. Mein Mitbruder konnte die Sonntagsgottesdienste und eventuellen Beerdigungen während der Woche alleine übernehmen. Ich hatte noch keinen Urlaub und auch noch keine Exerzitien gemacht. Auf einmal kam mir die Idee, wieder eine Wallfahrt nach San Damiano zu unternehmen, wo ich schon so lange nicht mehr gewesen war. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, denn ich war von der Echtheit der dortigen Erscheinungen überzeugt. Ich wollte also wieder hinfahren.
Ich hatte jedoch von Priesterexerzitien erfahren, an denen P. Tardif teilnehmen würde. Sie sollten in Mittelfrankreich, in Nouan-le-Fuzelier, in einem Gebäude der Gemeinschaft der Seligpreisungen (die damals noch die Gemeinschaft des Löwen von Juda genannt wurde) stattfinden und zwar vom Sonntag, den 11. August abends bis zum Donnerstag, den 15. August mittags. Daher war ich zwischen diesen beiden Möglichkeiten hin- und hergerissen.
Da die Wallfahrt nach San Damiano von der Kirche nicht anerkannt war, gab ich den Exerzitien den Vorzug. Ich wollte daher nur dann nach San Damiano fahren, wenn ich keinen Platz für die Exerzitien bekommen würde – ich war schon ziemlich spät dran… und telefonierte nach Nouan-le-Fuzelier. Leider waren schon alle Plätze besetzt. Ich versuchte, andere Exerzitienorte anzurufen: Entweder gab es während dieser Zeit keine Exerzitien oder man musste schon am Sonntagmorgen anreisen, was mir nicht möglich war, da mein Mitbruder nicht für mich einspringen konnte. Durchaus glücklich über diese Absagen beschloss ich also mit Freude, eine Wallfahrt nach Italien zu machen. Endlich konnte ich mich wieder mit diesem gesegneten Ort verbinden, der mir so viele Gunsterweise geschenkt hatte!
Ja, aber…! Eine halbe Stunde später erhielt ich einen Anruf aus Nouan; mir wurde mitgeteilt, dass sie sich bemühen würden, eine Unterkunft für mich zu finden, da ich Priester sei. Diese Nachricht wühlte mich etwas auf. Also hatte ich meine Reise nach Italien aufzugeben. Ich würde daher am Sonntagnachmittag nach Nouan-le-Fuzelier fahren.
Das Thema der Exerzitien war: «Ein großes Zeichen erschien am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet». Ich habe das Faltblatt mit der Einladung aufbewahrt. Ein P. Pierre-Marie Soubeyrand, den ich nicht kannte, würde die Exerzitien halten, da sich P. Tardif entschuldigt hatte.
Der 15. August, das höchste Marienfest im Jahreskreis, kam. Die Exerzitien sollten nach dem Mittagessen zu Ende sein.
Aber ich konnte meine verpasste Wallfahrt nach San Damiano nicht vergessen. Wie viele Menschen würden jetzt dort sein und mit welcher Inbrunst! Ich dachte an alle diese Pilger, die im kleinen Garten waren, der an diesem großen Festtag viel zu klein war, und an die Botschaft, die Maria bestimmt um 12.00 Uhr mittags in Italien, d.h. um 13.00 Uhr bei uns, an Mamma Rosa übermitteln würde.
Mir kam die verrückte Idee, die Sonne genau am Mittag, wenn die Botschaft übermittelt würde, zu fotografieren. Ich richtete es so ein, dass ich schnell aß, um dann den Speisesaal zu verlassen und in mein Mansardenzimmer im 2. Stock zu gehen, das genau nach Süden lag.
Einige Augenblicke vor 13.00 Uhr kniete ich nieder, den Fotoapparat in der Hand, um zur Muttergottes zu beten und genau um 13.00 Uhr, als die Sonne in all ihrer Pracht schien, machte ich ein Foto. Ich befasste mich nicht weiter mit diesem Thema und vergaß diese Anekdote. Bestimmt hatte ich Zeit und Geld verschwendet, denn es hatte nur eine ganz überbelichtete und uninteressante Aufnahme werden können. Einige Zeit später wurde der Film entwickelt. Es waren ungefähr 30 verschiedene Fotos darauf, die ich schnell ansah, ohne mich dabei aufzuhalten. Mir fiel nichts Besonderes auf. Während der Woche hatte ich dann die Gelegenheit, sie meiner Haushaltshilfe zu zeigen, die mehrere der fotografierten Personen kannte. Als sie das Foto, das ich am 15. August aufgenommen hatte, betrachtete, rief sie aus: «Aber Sie haben ein Foto von der Muttergottes gemacht!».  Wir sahen es an, um es zu beschreiben und herauszufinden, was es darstellen könnte. Ich musste zugeben, dass dieses Foto in der Tat ziemlich seltsam war, da ich die strahlende und gleißende Sonne aufgenommen hatte! Nach und nach entdeckten wir, dass die Aufnahme ein Gemälde der Apokalypse darstellte. Es illustrierte auf vollkommene Weise das Thema der Exerzitien in Nouan: «Ein großes Zeichen erschien am Himmel: Eine Frau, mit der Sonne bekleidet», sowie das Kapitel aus der Apokalypse, wo es heißt: «Die Frau brachte einen Sohn zur Welt, den der Drache verschlingen wollte»!
Ich habe zahlreiche Abzüge davon machen lassen und gebeten, dass man sie mit unterschiedlichen Kontrasten anfertigt. Alle Abzüge bestätigten, was wir gesehen hatten. Als ich eines Tages im Fotogeschäft eine Vergrößerung der Aufnahme bestellte, sagte die Verkäuferin, als sie das Foto betrachtete: «Aber Sie haben ja ein Foto von der Muttergottes am Himmel gemacht!» und einer der Techniker des Geschäftes, dem ich ein Foto geschenkt hatte, sagte mir, er habe es an einem schönen Platz in seinem Büro aufgestellt…
Die Jahre vergingen. Ich habe nicht danach getrachtet, gerade dieses Foto zu verbreiten. Nicht alle sahen darin das Gemälde der Apokalypse, oftmals, weil sie sich nicht damit aufhalten und kein übernatürliches Phänomen erkennen wollten. Man sagte mir schnell: «Die Wolken am Himmel bilden oft überraschende Formen und man kann darin oft verschiedenste Dinge sehen».
Warum kam mir der Gedanke, den Film im Jahr 2010, nach fünfundzwanzig Jahren, wieder hervor zu holen? Zum Teil, um zu sehen, ob er seine Qualität beibehalten hatte. So bin ich auch wieder auf das Foto gestoßen, das – zweifellos auch durch die neuen technischen Errungenschaften – ein Gemälde wiedergibt, das keinen Platz für Zweifel lässt. Die hauptsächliche Verbesserung scheint mir die Wiedergabe des blauen Himmelshintergrundes zu sein, was vorher nicht ohne eine Überbelichtung des Gesamtbildes möglich war. Ich überlasse jedem Einzelnen, zu entdecken, was die Bedeutung dieser oder jener Wolke sein könnte, denn meiner Meinung nach ist keine ohne Bedeutung.

Zeugnis von Pfarrer François Aubry

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