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Weißt du, Mama… in einem Monat werde ich gehen…

Mirella Pizzioli

Wieder einmal überrascht uns der Himmel; wieder einmal wollen wir erstaunt und ergriffen zum Himmel blicken; wieder einmal taucht das Leben auf der Erde in das Leben des Heiligen Geistes ein…
In meinem Studio empfange ich eine liebenswürdige Dame. Sie setzt sich mir gegenüber hin. Sie ist jung; ihre Augen sind traurig. Sie lächelt sanft…
Auch wenn schon so viele Menschen seit so vielen Jahren in mein Studio gekommen sind, werde ich noch immer vom Schmerz erfasst.
Während ich meine Hände ausstrecke, um die ihren zu streicheln, kommt auf einmal ein ungefähr dreijähriges Kind zu uns.
Es ist so schön! Seine großen Augen sind voll unendlicher Sanftmut… Es lächelt. Es betrachtet die junge Frau, die vor mir sitzt und ich verstehe, dass sie seine Mama ist.
In seiner Hand hält es einen kleinen Eimer, so wie ihn Kinder am Strand haben. Es hockt sich hin und mit seinen kleinen niedlichen Händen beginnt es, die Kieselsteine zu sammeln, die dort in dem Garten, wo es ist, liegen.
Einen Stein nach dem anderen legt er in seinen kleinen Eimer und als dieser voll ist, trägt er ihn zufrieden zur offenen Tür eines Hauses, voll Freude, ihn jemandem zu zeigen, den ich nicht sehe…
Wie immer in den fast 25 Jahren ist meine Teilnahme uneingeschränkt: Freude… Emotionen… Taktgefühl… liebenswürdige Freundlichkeit in der Pflicht, das, was der Herr mich in seiner unendlichen Barmherzigkeit erleben lässt, mitzuteilen…
Ich drücke mein kleines Kreuz fester in meine Hände und berichte…
Die junge Frau weint… still… Ihr Schmerz ist unermesslich. Sie hält ihre Hände vor ihr Gesicht und die Tränen rollen auf ihre weiße Bluse herab.
Wenn der Schmerz zu groß ist, gibt es keine Scham mehr und man kann seine Tränen nicht verbergen…
Ich bleibe still… die Mama weint.
Das Kind hat ein Blümchen in den Händen…
Kurz darauf trocknet die Mama ihre Tränen und zeigt mir das Foto eines wundervollen Kindes… Was für ein schönes… lächelndes Kind…! Es ist dasselbe niedliche, lächelnde Kind, das ein Blümchen in seinen Händen hält und das kleine Steine sammelt…
Die Mama steht auf, sie will mich umarmen… sie will, dass ich sie umarme… Ihr Gesicht erhellt sich von einem Licht, das vorher nicht da war. Ein Gebet steigt ihr spontan aus dem Herzen auf, sie dankt dem Herrn…
Mit gedämpfter Stimme erzählt sie leise eine bewegende Geschichte:
«Einen Monat bevor Maxim von dieser Erde ging…, spielte er in seinem Zimmer… Es hatte mich überrascht, dass er die Tür des Zimmers selber geschlossen hatte… ich hörte ihn lachen… laufen… Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll…, aber ich hatte das Empfinden, dass er nicht allein war… Ich hatte das Gefühl, dass ich die Tür nicht öffnen dürfte, um diese innige Vertrautheit nicht zu verletzen. Auch das kann ich nicht erklären… Es war alles so sonderbar… Ich hatte ganz klar das Empfinden, dass jemand bei ihm war und dass es mir nicht erlaubt war, einzutreten.
Alles begann einige Tage danach, als ich Maxim eines Morgens anzog und er mir sagte:
«Weißt du, Mama, du bist nicht mehr meine Mama, aber du musst dir keine Sorgen machen…, ich werde in einem Monat gehen, aber alles wird gut werden… Und bald wird ein anderes Kind kommen und meinen Platz einnehmen…»
Er war ernst, unglaublich ernst; ich kannte ihn fast nicht wieder und ich verstand nicht… oder vielleicht wollte ich nicht verstehen…
Und das wiederholte sich noch dreimal.
Genau einen Monat später, am Morgen des 20. April, wachte ich mit einem sonderbaren Gefühl auf…, in einem seelischen Zustand, den ich vorher noch nie gehabt hatte… Ich dachte, dass ich einen Alptraum gehabt hatte…, aber… zugleich war ich in einem tiefen Frieden…
Ich habe keine Worte, um es Ihnen besser zu erklären…
Maxim wachte später auf als ich und er war sehr still, was ganz ungewöhnlich war… Er war nämlich fast nie still!
Gegen neun Uhr am Vormittag kam einer seiner kleinen Freunde, um ihn zum Spielen in den Garten zu holen…
Ich zog ihn fertig an, gab ihm einen Kuss und die beiden gingen hinaus.
Ich begann mit meiner Hausarbeit als ich plötzlich anfing zu weinen… ohne dass ich hätte aufhören können. Ich weinte und fragte mich, was ich tun würde, wenn ich meinen Maxim verloren hätte.
Ja, Mirella, an diesem Morgen gingen Maxim und sein kleiner Freund auf eine lange «Reise»…
Wir suchten sie den ganzen Tag… alle Bewohner des Dorfes… die Polizisten…
Ein Hubschrauber entdeckte sie auf dem Grund eines Wasserfalls…
Ich weiß mit Sicherheit, dass sie um 10.00 Uhr vormittags starben, denn während ich genau auf den Unfallort zuging und rief: «Maxim… Maxim…» hörte ich mit absoluter Klarheit seine Stimme, die mich fragte: «Aber wo bist du?».
In diesem Augenblick begriff ich, dass mein Maxim und sein kleiner Freund die Erde verlassen hatten…
Ein weiteres erstaunliches Ereignis trug sich drei Tage vor seinem Tod zu…
Ich war zur Arbeit gegangen und eine Cousine war im Haus, um sich um das Kind zu kümmern.
Maxim liebte Blumen über alles… und an jenem Morgen hatte er einen großen Strauß gepflückt…
Meine Cousine… – so hat sie es mir erzählt – … fragte ihn, ob alle diese Blumen für seine Mama seien. Aber Maxim erwiderte ihr: «Nein, sie sind für Jesus, weil er so sehr lieb zu mir ist…».
Im Dorf gibt es eine kleine Kapelle und Maxim wollte diese Blumen dorthin bringen. Er bestand darauf, sie in den Weihwasserkessel zu tun.
In der Nacht des Dramas wurden die beiden kleinen Körper ausgerechnet in diese Kapelle gebracht…!
Am Tag nach ihrer Beerdigung  ereignete sich gegen fünf Uhr morgens etwas… das ich auch nicht erklären kann: mein Körper schlief, aber meine Sinne waren völlig wach… ich sah meinen Maxim ganz deutlich mit einem Mann, dessen Rücken ich sah… einen Mann mit langen Haaren, die bis zu den Schultern reichten. Er sprach mit ihm und ließ ihn viele Dinge sehen… ich verstand und wollte ihn «seinen Himmelspapa» nennen.
Mirella… das ist meine Geschichte und die meines Maxim… Trotz meines Schmerzes danke ich dem Herrn für die Gnaden, die er mir geschenkt hat… ich bin ihrer nicht würdig, aber ich hoffe, dass mich seine Barmherzigkeit immer mit Liebe… Frieden… zu seinem Licht führt… trotz meiner Tränen…
Ich will auch dir danken, Mirella, weil du mir durch dich… ermöglicht hast, eine «Brücke» zum Himmel und zu den Geschöpfen zu haben, die durch die Gnade und den Willen Gottes im Himmel sind…
Ich wünsche dir all die Freude, mit der du mein Herz erfüllt hast… Ich weiß, dass deine Sendung nicht einfach ist…, Gott segne dich…
Mein Kind spielte jeden Morgen im Garten und jeden Morgen füllte es seinen Eimer mit kleinen Steinen, um sie seiner Großmutter zu bringen…
Nicht einmal ein Jahr nach Maxims Aufbruch in den Himmel wurde ihm ein kleiner Bruder geboren…
Die Geschichte dieses Kindes und seiner Mama hat die Mutter mit ihrem Namen und ihrem Vornamen unterschrieben und ich erhielt die Erlaubnis, sie zu veröffentlichen…
Liebe Freunde… neigen wir abermals das Haupt vor der unendlichen Güte und Barmherzigkeit Gottes, mit einem von Liebe und tiefen Gefühlen erfüllten Herzen…
Ich umarme euch alle und Gott möge euch segnen…

Eure Mirella

 

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