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Kindheit und Jugend von Pierina

Fontanelle di Montichiari - Italien
Vom verborgenen Leben zum öffentlichen Leben

Pierina kam am 3. August 1911 zur Welt: «Ich wurde am 5. getauft, am Festtag Unserer Lieben Frau vom Schnee, und meine Mama weihte mich an jenem Tag der wahren Mama im Himmel, damit ihr mütterlicher Schutz mich so rein und weiß wie Schnee bewahre».
So berichtet Pierina Gilli in ihrem Tagebuch, das sie auf Wunsch ihres Seelenführers P. Giustino Carpin verfasste, von ihrer Ankunft auf der Welt und ihrer christlichen Geburt [Taufe]. Diese Texte geben alle außergewöhnlichen Phänomene und Botschaften, die die Ereignisse von Montichiari charakterisieren, getreu wieder, berücksichtigen aber auch den Alltag der Verfasserin, vor allem im ersten Teil, in dem von der Kindheit und Jugend die Rede ist, als der Himmel noch nicht begonnen hatte, sich zu manifestieren. Es sind wichtige Seiten, denn sie helfen uns dabei, uns daran zu erinnern, dass hinter einer mystischen Seele ein Mensch ist, der letztlich ein normales Leben führt. Wie der hl. Josémaria Escrivá, ein Prophet unserer Zeit, gerne wiederholte, wird Heiligkeit an der außergewöhnlichen Art und Weise gemessen, mit der man den gewöhnlichen Alltag lebt. Und – wie es bei Jesus und auch bei den Heiligen der Fall war – geht dem öffentlichen Leben eine vorbereitende Phase voraus, so dass es in einem verborgenen Leben, meist in der Familie, reifen konnte.
Gehen wir also durch Pierinas Kindheit und Jugend und heben wir einige dieser Koinzidenzen oder «göttlichen Einwirkungen» hervor, die das Leben derjenigen Menschen kennzeichnen, die ihren irdischen Weg in der Gegenwart Gottes gehen wollen.
Als Erstes ist hervorzuheben, dass Pierinas Taufe und die Weihe durch ihre Mutter an die Muttergottes, die «wahre Mama im Himmel» auf den Festtag Unserer Lieben Frau vom Schnee fallen, der nach Ansicht einiger Mystiker mit dem Tag zusammenfällt, an dem Maria in Nazareth geboren wurde.
Pierina betonte mehrfach, dass die Muttergottes diese Weihe annahm und sich stets mit ihrer mütterlichen Nähe und ihrem Schutz revanchierte. Und da Gebet eine rückwirkende Wirkung hat, versäumte es die «Seherin» nicht, darauf hinzuweisen, dass «die Madonna mich so sehr liebte und mich schon vor meiner Geburt mit Gnaden überhäufte, indem sie mir arme, schlichte Eltern aussuchte, ja, aber sie waren voller Gottesfurcht und guten Gesinnungen, die unserer Familie eine Erziehung gaben, die aus gegenseitiger Liebe und geschwisterlicher Zuneigung bestand».
Dank vieler Zeugen wissen wir, dass die Familie der Gilli – Papa und Mama Bauersleute – wirklich an der Grenze zur Bedürftigkeit lebte. Dennoch hat die Familie den wahren Reichtum mit der Güte der Seele verbunden und die evangeliumgemäße Armut im Geiste geschätzt.
Je näher die Seelen Gott sind, desto mehr werden sie geprüft und dem Kreuz Christi beigesellt: Pierina kannte seit ihrer Kindheit großes Leid, das im Schmerz über den Tod ihres Vaters gipfelte.
Der Vater wurde 1915 zum Militär einberufen und die Mutter zog mit den drei Kindern, von denen Pierina das älteste war, in das Haus ihrer Tante und ihres Onkels, wo das Mädchen an einer lebensbedrohlichen Lungen- und Brustfellentzündung erkrankte. Es verging viel Zeit, bis der Vater während eines Fronturlaubs nach Hause kam. Dieser Urlaub wurde ihm gewährt, weil seine Extremitäten durch Frostbeulen, die er sich in den Schützengräben zugezogen hatte, beeinträchtigt waren. Das kleine Mädchen sah ihn erschöpft und schwach, konnte jedoch nicht verhindern, dass er wieder an die Front beordert wurde. Und am Ende des Ersten Weltkriegs, als er vor einem nutzlosen Krankenhausaufenthalt, abgemagert bis auf die Knochen, für einige Stunden heimkehrt, konnte Pierina ihn nur weinend Maria, der Pforte des Himmels, anvertrauen.
Nach diesem Drama hatte die Mutter eine Idee, die von der Betroffenen als providentiell bezeichnet wurde: Sie gab ihre Erstgeborene in das Waisenhaus der Dienerinnen der Nächstenliebe, wo die Kleine einen grundlegenden Unterricht einschließlich der Unterweisung in den Katechismus erhielt, aber wo vor allem die tiefsten Empfindungen ihres Herzens endgültig reiften: «Diese guten Nonnen träufelten meiner Seele das Verlangen ein, den Herrn und die Madonna sehr zu lieben».
Über sich selbst sagte die «Seherin»: «Von den jungen Mädchen war ich eines der launischsten und ich mochte es, anderen wehzutun», was beweist, dass der Weg zur Heiligkeit eine Bahn ist, auf der niemand einen bevorzugten Start hat, sondern Schritt für Schritt durch das Erwerben der erforderlichen Tugenden, mit einer guten Portion Willenskraft, Mut und dem richtigen Gebrauch des freien Willens aufgebaut werden muss.
Pierina erinnerte sich auch daran, wie schwer die erste Beichte für sie war. Sie hatte mit einer Freundin unerlaubterweise eine Birne gegessen, aber sie bekam große Gewissensbisse «bei dem Gedanken, dass Adam und Eva auch von der verbotenen Frucht gegessen hatten». Unmittelbar danach, wahrscheinlich 1919, empfing sie die erste heilige Kommunion.
Im Jahr 1922 kam es zu einer weiteren, schwer zu ertragenden Prüfung. Das damals elfjährige Mädchen wurde nach Hause geholt, weil die Mutter, die inzwischen wieder geheiratet und bereits zwei weitere Kinder bekommen hatte, das Schulgeld bei den Ordensschwestern nicht mehr bezahlen konnte und Pierinas Hilfe im Haushalt benötigte. Es war für sie eine sehr schmerzhafte Trennung: «Als ich abends in meiner kleinen Kammer war […] wurde ich melancholisch: Ich erinnerte mich an die kleine Kapelle, in der wir alle zusammen beteten, an meine guten Nonnen, die ich liebte – alles kam mir wieder in den Sinn […]. Ich mussten den Tränen freien Lauf lassen […]. Diese Trennung tat mir so weh, dass selbst die Zuneigung, die Liebe, die guten Worte der Mama, des Papas, ja rein gar nichts mich trösten konnte […]: Ich wünschte mir, dass bald jener Morgen käme, der mich in die Schule bringen würde, damit ich meine Klassenkameradinnen sehen könnte, denn ich war in der vierten Klasse.» Ihr Stiefvater, der sie liebte und den auch sie liebte (sie nannte ihn «Papa»), erkrankte in jenem Jahr schwer und die Familie war gezwungen, in eine Wohngemeinschaft zu ziehen, um die Kosten in Grenzen zu halten. Der Vater dieser anderen Familie versuchte jedoch, Pierina zu belästigen. Das junge Mädchen schaffte es «mit der Hilfe der Madonna», jeden Kontakt zu vermeiden, erhielt aber schließlich von seiner Mutter jeden Abend «Vorwürfe und Schläge», weil es mit den jüngeren Brüdern im Stall verweilte, wo es Wolle spann. Dieser Mann forderte Pierina auf, vor ihm ins Haus zu gehen, um das Abendessen vorzubereiten, aber Pierina wies ihn ständig zurück, was er für eine Laune hielt. Der «Rüpel», wie sie ihn nannte, erwischte sie eines Tages in der Küche, während sie fröhlich Litaneien sang. Er stürzte sich auf sie, warf sie zu Boden, woraufhin das Opfer schnell und unerwartet reagierte: «Ich habe die Madonna angerufen und weiß nicht, mit welcher Kraft ich es geschafft habe, mich zu befreien und unversehrt zu entkommen».
Hatte man bei Pierinas Taufe nicht darum gebetet, dass sie «rein und weiß wie der Schnee» bleiben solle? Als ihre Mutter über das Geschehene informiert wurde, beendete sie dieses widerwärtige Zusammenleben.
Voller Dankbarkeit für diese Demonstration der Gnade hatte das Mädchen den inneren Antrieb, Maria ihre Jungfräulichkeit zu versprechen. Das Gelübde wurde dann am 8. Dezember 1928 feierlich in die Hände des Beichtvaters abgelegt – dieser Tag ist ein bedeutender Tag der Muttergottes und ab 1947 noch spezifischer für Montichiari.
Während ihrer Pubertät war Pierina nicht vor den Reizen der Welt gefeit. Sie hielt sich für eitel, weil sie Schmuck, Kleidung… mochte, aber sie floh jedes Mal vor dem Geschwätz der Kollegen in der Fabrik, in der sie arbeitete, wenn diese auf Gerüchte oder Obszönitäten anspielten.
Mit 18 Jahren wurde sie in der städtischen Kinderkrippe angestellt und während dieser Zeit zeigte ihr ein junger Bursche, dass er tiefe Gefühle für sie hegte. Um ihre Berufung zu prüfen, forderte der Beichtvater sie daraufhin auf, ernsthaft über eine Heirat nachzudenken, doch in Pierina reifte endgültig der Gedanke, sich dem Herrn zu weihen. Eine weiße Korallenkette, die das Geschenk einer Tante und der einzige Jugendschmuck des jungen Mädchens war, wurde zu einem Rosenkranz gestaltet, damit sie ihre Absichten besser besiegeln konnte.
1931 wurde Pierina als Postulantin bei den Dienerinnen der Nächstenliebe erwartet, doch sie wurde erneut von einer Brustfellentzündung heimgesucht und ihre Bewerbung aufgrund ihres äußerst schlechten Gesundheitszustands auf unbestimmte Zeit verschoben. 1937 arbeitete sie als Dauerkraft in Carpenedolo, im Haus von Don Giuseppe Brodni, einem älteren, heiligmäßigen Priester. In diesen Jahren notierte sie in ihrem Tagebuch – allerdings zu einem nicht näher bezeichneten Zeitpunkt – dass sie «das Gelübde der ewigen Keuschheit» ablegt und sich als «Opfer für die Heiligung der Priester» darbringt. Es waren Versprechen, die Gott voll und ganz annehmen wird.
Nachdem Don Giuseppe verstorben war, wurde Pierina 1940 als Krankenpflegerin im Krankenhaus von Desenzano angestellt. Sie verließ es am 14. August 1944, als sie endlich als Postulantin in Brescia im Mutterhaus der Dienerinnen eintreten konnte. Aufgrund ihrer Gesundheit und außergewöhnlicher Ereignisse sollte Pierina jedoch nie das Ordenskleid tragen, das ihr so sehr am Herzen lag: Es war die Ordensgründern persönlich, die hl. Maria Crucificata Di Rosa, die ihr in einer Erscheinung erklärte, dass Jesus höchstselbst für sie eine andere, persönliche Form der Weihe außerhalb des Klosters bestimmt hatte, damit sie, die sich in einer prekären Lage fühlte, keine Angst haben musste, sich einzig auf ihn zu verlassen, und seinen Heilsplänen weiterhin voll zur Verfügung stehen konnte.
Was dann geschah, ist den Lesern bekannt. Am 1. Dezember 1944 erkrankte die Postulantin an Meningitis, am 14. Dezember erhielt sie den ersten Besuch von Di Rosa, die sich persönlich um sie kümmerte und sie heilte. Dies ist die erste der himmlischen Manifestationen, ein Wendepunkt in ihrer besonderen Berufung und ihrer irdischen Sendung. Pierinas öffentliches Leben begann im Alter von 33 Jahren.

Riccardo Caniato
«La Voce di Rosa Mystica», 
Februar 2024; 34. Jahrgang, 
Nr. 1, S. 2f)

 

Die Erscheinungen von Rosa Mystica erhalten 
die historische Zustimmung des Vatikans

Nach einer neuen Untersuchung, die von der Diözese Brescia durchgeführt wurde, wurde ein positives Dossier über die Erscheinungen von Rosa Mystica an Pierina Gilli nach Rom geschickt.
Nach der Veröffentlichung der «neuen Normen über angebliche übernatürliche Phänomene» (vgl. MH 625, S. 22-23) am 8. Juli erklärte der Kardinalpräfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Víctor Manuel Fernández, dass die Botschaften an Pierina Gilli keine Elemente enthalten, die der Lehre der katholischen Kirche in Bezug auf Glauben und Moral widersprechen, und erteilte das Nihil obstat.
In den neuen Bestimmungen des Dikasteriums für die Glaubenslehre ist dies die günstigste Position für einen Erscheinungsort. Dies könnte als implizite Anerkennung interpretiert werden. Wir begnügen uns mit dieser Entscheidung.

Siehe den Brief des Ortsbischof Mgsr. Tremolada: https://www.rosamisticafontanelle.it/de/startseite/

 

Foto: Pierina (links) mit ihren Eltern und ihren Geschwistern bei der zweiten Hochzeit ihrer Mutter.

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