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Maria, die neue Eva war 
in jeder Beziehung gehorsam

Maria Valtorta - «Der Gottmensch»

Der Ungehorsam Evas und der Gehorsam Marias

Nachdem Jesus (vgl. MH603) den dreifachen Ungehorsam Evas aufgezeigt hat, ist es nun Maria, die zeigt, wie sie ihre Aufgabe als «Neue Eva» erfüllen musste. Maria ist nicht nur die biologische Mutter Jesu und unsere himmlische Mutter; nach Gottes Plan ist sie dazu berufen, die Menschheit durch ihre völlige Hingabe an Gottes Willen vom Ungehorsam Evas zu erlösen und wiedergutzumachen. Deshalb wird Maria vom Moment ihres «Ja» an zur Miterlöserin.

Maria sagt:
«Als ich die Aufgabe verstand, zu der Gott mich berufen hatte, war ich von Freude erfüllt. Mein Herz öffnete sich wie eine verschlossene Lilie, und aus ihm ergoss sich das Blut, das den Grund und Boden für den Keim des Herrn bildete.

Welch eine Freude, 
Mutter zu sein!

Ich hatte mich seit frühester Jugend Gott geweiht, denn das Licht des Allerhöchsten hatte mich erleuchtet über den Ursprung des Bösen in der Welt. Daher wollte ich, sofern dies in meiner Macht lag, in mir die Spur Satans auslöschen. Ich wusste nicht, dass ich ohne Makel war. Ich konnte nicht auf den Gedanken kommen, es zu sein. Allein schon der Gedanke daran wäre Anmaßung und Hochmut gewesen; denn, da ich von menschlichen Eltern geboren war, konnte ich mir nicht vorstellen, dass gerade ich die Auserwählte, die “Makellose” sein sollte. Der Geist Gottes hatte mich unterrichtet vom Schmerz Gottvaters über die Verdorbenheit Evas, die sich, obwohl Geschöpf der Gnade, auf das Nivea-u eines niedrigeren Wesens erniedrigte. Ich hatte die Absicht, diese-n Schmerz zu lindern, indem ich mein Fleisch zu engelhafter Reinheit zurückführte und mich unberührt bewahrte vor Gedanken, Wünschen und menschlichen Beziehungen. Nur ihm sollte der Pulsschlag meiner Liebe gelten, nur ihm mein ganzes Wesen angehören. Wenn auch in mir keine Fleischeslust brannte, so war es doch ein Opfer für mich, nicht Mutter zu werden.
Auch Eva hatte der Schöpfervater eine Mutterschaft zugedacht, frei von all dem, was sie heute erniedrigt; eine süße, reine Mutterschaft, ohne die Last des Sinnlichen. Ich habe sie erfahren. Wieviel hat Eva verloren durch den Verzicht auf diesen Reichtum! Es war mehr als der Verzicht auf die Unsterblichkeit. Das soll dir nicht als eine Übertreibung erscheinen. Mein Jesus, und mit ihm ich selbst, seine Mutter: Wir haben die Todesnot kennengelernt: ich die sanfte Mattigkeit der müde Einschlafenden, er die bittere Todesnot nach seiner Verurteilung. Auch an uns ist der Tod herangetreten. Aber die Mutterschaft ohne jegliche Entweihung ist mir, der neuen Eva, allein zuteil geworden, damit ich der Welt sagen konnte, welch süße Freude das Los der Frau gewesen ist, die ohne die Schmerzen des Fleisches Mutter wurde. Das Verlangen nach dieser reinen Mutterschaft durfte auch in der ganz gotthingegebenen Jungfrau bestehen, denn sie ist der Ruhm der Frau.
Wenn ihr nun bedenkt, in welch hohen Ehren die Frau als Mutter bei den Israeliten stand, dann werdet ihr noch besser verstehen, welch ein Opfe-r ich bringen musste, als ich diesen Verzicht auf mich nahm. Nun hat die ewige Güte mir dieses Geschenk gegeben, ohne mir den Glanz zu nehmen, mit dem ich bekleidet war, um Blume an seinem Thron zu sein. Darum jubiliere ich in doppelter Freude, Mutter eines Menschen und Mutte-r eines Gottes zu sein.

Welch eine Freude, 
dass durch mich der Friede 
zwischen Himmel und Erde 
wiederhergestellt wurde

Oh! Stets hatte ich diesen Frieden aus Liebe zu Gott und dem Nächsten ersehnt, und nun durfte ich wissen, dass er durch mich selbst, der armen Magd des Allmächtigen, der Welt geschenkt wurde! Nun konnte ich sagen: “Oh, ihr Menschen, weint nicht mehr! Ich trage in mir das Geheimnis, das euch glücklich machen wird. Ich kann es euch nicht sagen, denn es ist in mir versiegelt, in meinem Herzen, so wie der Sohn im unversehrten Schoß eingeschlossen ist. Aber schon bringe ich ihn unter euch, und nach jeder verflossenen Stunde ist der Augenblick näher, da ihr ihn sehen und seinen Namen kennenlernen werdet.”

Welch eine Freude, Gott glücklich gemacht zu haben: die Freude der Glaubenden an ihrem glücklichgemachten Gott! …

Oh! Vom Herzen Gottes die Bitterkeit über den Ungehorsam Evas genomme-n zu haben! Die Bitterkeit über ihren Hochmut und ihren Unglaube-n! Mein Jesus hat mir erklärt, mit welcher Schuld sich das erste Elternpaar befleckte. Ich habe diese Schuld getilgt, indem ich die Stufen ihres Abstieges wieder hinaufstieg.
Der erste Schritt zur Schuld war der Ungehorsam: “Esst nicht und berührt nichts von diesem Baum!”, hatte Gott gesagt. Und der Mann und die Frau, die Könige der Schöpfung, die alles berühren und genießen durften mit dieser Ausnahme, weil Gott wollte, dass lediglich die Engel über ihnen stehen –, sie achteten nicht auf dieses Verbot.
Die Pflanze war das Mittel, den Gehorsam der Kinder zu prüfen. Was ist der Gehorsam den göttlichen Gesetzen gegenüber? Etwas Gutes, denn Gott befiehlt nur das Gute. Was ist der Ungehorsam? Er ist böse, denn er versetzt den Geist in den Zustand der Auflehnung, in welchem Satan wirken kann.
Eva geht zur Pflanze, von der ihr Wohl abhängt: Entweder sie geht ihr aus dem Weg oder sie handelt gegen die klare Vorschrift Gottes. Sie lässt sich leiten von der kindlichen Neugierde, sie will sehen, was sie Besondere-s auf sich habe; sie lässt sich leiten von ihrer Unklugheit, die ihr das Gebo-t Gottes unnötig erscheinen lässt, da sie ja stark und rein ist, die Königi-n des Eden, wo alles ihr gehorcht und ihr nichts Übles zustoßen kann. Ihre Überheblichkeit wird ihr zum Verderben. Überheblichkeit ist schon Sauerteig des Hochmuts.
Bei der Pflanze findet sie den Verführer, der ihrer Unerfahrenheit, ihrer jungfräulichen, so wunderbaren Unerfahrenheit, das Lied der Lüge singt. “Du glaubst, hier sei etwas Schlechtes? Nein! Gott hat dir das gesagt, weil er euch als Sklaven halten will. Glaubt ihr, Könige zu sein? Ihr seid nicht einmal so frei wie das wilde Tier. Ihm ist es erlaubt, sich in wahrer Liebe zu lieben. Euch nicht! Ihm wird es gewährt, Schöpfer zu sein wie Gott. Das Tier kann Junge zeugen und sieht seine Familie beliebig anwachsen. Ihr nicht! Euch wird diese Freude versagt. Wozu also hat er euch als Mann und Frau erschaffen, wenn ihr in dieser Weise leben müsst? Seid Götter! Ihr wisst nicht, welche Freude es ist, wenn zwei im Fleisch eins werden und dadurch einen Dritten zeugen! Glaubt den Versprechungen Gotte-s nicht; glaubt nicht, dass ihr das Glück der Nachkommenschaft haben werde-t und sehen werdet, wie eure Kinder neue Familien gründen und Vater und Mutter um ihretwegen verlassen. Er hat euch nur ein Scheinleben gegeben: Das wahre Leben besteht darin, die Gesetze des Lebens zu kennen; das macht euch zu Göttern, und ihr könnt zu Gott sagen: ‘Wir sind deinesgleichen’.”
Und die Verführung geht weiter; denn es war kein Wille da, sie abzuweisen; vielmehr war der Wille da, ihr weiter zu folgen und das kennenzulernen, was der Mensch nicht wissen sollte. So wird der verbotene Baum für das Menschengeschlecht wirklich todbringend; denn an seinen Zweigen hängt die bittere Frucht des Wissens, das von Satan kommt. Und die Frau wird zum Weib, und mit dem Sauerteig des satanischen Wissens im Herzen geht sie hin, um Adam zu verführen. So ward das Fleisch erniedrigt, der Charakter verdorben, der Geist entehrt. Sie lernten den Schmerz und den Tod des der Gnade beraubten Geistes kennen und den Tod des der Unsterblichkeit beraubten Fleisches. Und die Wunde Evas gebar das Leiden, und sie wird nicht heilen, bevor nicht das letzte Paar auf Erden gestorben ist.
Ich habe die Wege der beiden Sünder rückwärts durchlaufen: Ich habe gehorcht, in jeder Beziehung gehorcht. Ich habe die Jungfräulichkeit gelieb-t, die mich gleichmachte der Reinheit der Stammutter, bevor sie Satan kannte. Gott verlangte von mir, Braut zu werden. Ich habe gehorcht, indem ich die Ehe zu dem Grad der Reinheit erhob, den sie im Gedanken Gottes hatte, als er die Stammeltern schuf. Ich war überzeugt, zur Einsamkeit im Ehestand bestimmt zu sein und zur Verachtung durch die Menschen wegen meiner heiligen Kinderlosigkeit. Da forderte Gott von mir, Mutter zu werden.

Ich gehorchte

Ich habe geglaubt, dass es möglich sei und dass dieses Wort von Gott komme, weil sich in mir Friede aus-breitete, als ich es hörte.
Ich habe nicht gedacht: “Das habe ich verdient.” Ich habe mir nicht gesagt: “Jetzt wird die Welt mich bewundern, denn ich bin Gott ähnlich, weil ich das Fleisch Gottes gebären werde.” Nein, ich habe mich selbst vernichtet in der Demut. Die Freude ist in meinem Herzen aufgeblüht wie ein blühender Rosenstock. Aber er zierte sich sofort mit spitzen Dornen und wurde eingezwängt in das Gewirr des Schmerzes wie Zweige, die umringt sind von den Schlingen der Zaunwinde. Schmerz über den Schmerz des Bräutigams: Sieh, das war die Bedrängnis in meiner Freude. Schmerz über die Schmerzen meines Sohnes: Sieh, die Dornen meiner Freude. Eva wollte das Vergnügen, den Triumph, die Freiheit. Ich nahm den Schmerz, die Vernichtung, die Sklaverei an. Ich verzichtete auf ein stilles Leben, auf die Achtung von seiten meines Bräutigams, auf meine eigene Freiheit. Ich hielt nichts für mich zurück.
Ich wurde die Magd Gottes im Fleisch, im sittlichen Verhalten, im Geist, indem ich mich ihm nicht nur in der jungfräulichen Empfängnis anvertraute, sondern auch in der Verteidigung meiner Ehre, in der Tröstung meines Bräutigams und in der Suche nach einem Mittel, um auch ihn an der Heiligung der Ehe teilhaftig werden zu lassen und aus uns jene zu machen, die dem Mann und der Frau die verlorene Würde wiedergeben. Ich nahm den Willen des Herrn an für mich, für meinen Bräutigam und für mein Kind. Ich sagte ja für alle drei, sicher, dass Gott sein-e Versprechen nicht Lügen strafen würde: Er hatte mir beigestanden in meine-m Schmerz als Braut, die sich als schuldig verurteilt sah; in meinem Schmerz als Mutte-r, die sich erwählt wusste, einen Sohn zu gebären, um ihn den Schmerzen auszuliefern. “Ja”, habe ich gesagt. Ja, und das genügte.

Dieses Ja hat das Nein Evas 
gegenüber dem Gebot Gottes 
aufgehoben

Ja, Herr, wie du willst. Du wirst mir deinen Willen mitteilen. Ich werde leben, wie du willst. Ich werde mich freuen, wenn du es willst. Ich werde leiden, wofür du willst. Ja, imme-r ja, mein Herr, vom Augenblick an, in dem dein Strahl mich zur Mutter machte bis zu dem Augenblick, in dem du mich zu dir riefst. Ja, immer ja! Alle guten Eigenschaften des Fleisches, alle guten Sitten hatten in meinem “Ja” ein unüberbietbares gutes Beispiel. Und darüber, wie auf einem Sockel aus Diamanten, erhebt sich mein Geist, dem zwar die Flügel fehlen, um zu dir zu fliegen, der aber der Herr meines ganzen Ichs und dein Knecht ist. Knecht in der Freude, Knecht im Schmerz. Aber lächle, o Gott! Und sei glücklich! Die Schuld ist besiegt. Sie ist überwunden, sie ist zerstört. Sie liegt unter meiner Ferse, sie ist gewaschen mit meinen Tränen, zerstört von meinem Gehorsam. Aus meinem Schoß wird der neue Baum entspringen, der die Frucht trägt, die alles Böse kennenlernen wird, weil sie es selbst durchleiden muss, und alles Gute bringen wird. Zu ihr werden die Menschen kommen können, und ich werde glücklich sein, wenn sie sie pflücken, auch ohne daran zu denken, dass sie von mir geboren wurde. Wenn nur der Mensch gerettet und Gott geliebt wird! Es geschehe seiner Magd das, was mit der Scholle geschieht, aus der ein Baum wächst: eine Stufe, um aufzusteigen.»
Maria: «Man muss immer Stufe sein, um andere zu Gott emporsteigen zu lassen. Wenn sie uns auch treten, es macht nichts. Wenn es ihnen nur gelingt, zum Kreuz zu gelangen. Es ist der neue Baum, der die Frucht der Erkenntnis des Guten und des Bösen trägt; denn es sagt dem Menschen, was böse ist und was gut ist, damit er wählen und leben kann, und lehrt ihn zu gleicher Zeit, aus sich einen Saft zu bilden, mit dem er alle die zu heilen vermag, die sich in der Berührung mit dem Bösen vergiftet haben.
Möge unser Herz unter die Füße der Menschen geraten, wenn nur die Zahl der Erlösten wächst und das Blut meines Jesu nicht vergeblich vergossen worden ist! Das ist das Los der Magd Gottes. Aber dann dürfen wir im Kreis der Gläubigen die heilige Hostie empfangen und zu Füßen des Kreuzes, benetzt von seinem Blut und von unseren Tränen, sagen: “Sieh, o Vater, die unbefleckte Hostie, die wir dir aufopfern für das Heil der Welt. Blicke auf uns, o Vater, die wir verbunden sind mit ihm, und aufgrund seiner unendlichen Verdienste gib uns deinen Segen!”
Und ich liebkose dich. Ruhe dich aus! Der Herr ist mit dir!»

«Der Gottmensch», 
Band 1, Kapitel 25, 
S. 99-103

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