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Die Hirten verstanden es, das Jesuskind, den Erlöser, ohne Berechnung zu lieben

Maria Valtorta

Jesus sagt:
«Ich komme und strecke euch wie Meinen Hirten, die Mich mit ihrem schlichten Herzen jener Nacht immer weiter geliebt haben, Meine geöffneten Arme entgegen. Ich gebe euch die Hirten als Vorbild, denn Ich möchte, dass ihr Mich auf dem einfachsten und sichersten Wege liebt. Auf dem Weg der Schlichtheit. Es ist auch der Weg “unserer” Therese vom Jesuskind. Es ist der Weg derer, die, weil sie im Besitz der göttlichen Weisheit sind, erahnen, dass die unwegsamen Wege auch für die Starken gefährlich, während die schlichten die sichersten sind. Der Mensch soll sich nie auf seine Kräfte verlassen. Heute ist er überaus stark, morgen zerbrechlicher als ein Rohr, und manchmal sogar schon mehr als ein geknicktes Rohr. Das Gewicht, das zerbrechen kann, ist gerade der Wille, große, komplizierte Dinge voller Formeln und Programme anzustreben, übertriebene Wege eines schwierigen Aufstiegs, die der Mensch von sich aus gar nicht bewältigen kann.
Nein. Auf diese Weise rettet man sich nicht leicht. Vielmehr, indem man einfach lieben will, schlicht und einfach nur das. Das, was auch ein kleines Kind zu tun vermag. Das, was auch ein Hirte vermag. Ich kann sehr wohl über einen, der Mich einfach liebt, hernieder kommen und ihn auf schwindelerregende Höhen eines verblüffenden Heldentums reißen. Aber meint ihr, die Seligkeit eines solchen, seine Paradieses-Seligkeit, Mich im Himmel zu besitzen, wäre größer als die Seligkeit desjenigen, der sich demütig in der Schlichtheit seines Handelns, ganz aus Liebe zu Mir, geheiligt hat?
Meint ihr, Meine demütigen Hirten, auch die, welche schon gestorben waren, bevor Ich der göttliche Meister wurde,  – und die Mich deshalb nur in jener Nacht mit ihrem ganzen Selbst über Meine Krippe und Wiege gebeugt, und darauf für einige Tage oder Jahre bis zu ihrem Tode, mit ihrer ganzen Seele weiterhin angebetet hatten, nachdem die wilde Wut des Herodes Mich von ihnen getrennt hatte – meint ihr, alle Meine demütigen Hirten genössen im Himmel eine geringere Herrlichkeit und Seligkeit als die drei Weisen aus dem Orient, jene Ahnherren all der Weisen und Mächtigen, die Mich durch alle Jahrhunderte hindurch mit Hilfe ihrer Gelehrsamkeit lieben würden? Nein. Ich sage euch vielmehr: viele Gelehrte sind deshalb verloren gegangen, weil sie, nachdem sie Mich einmal geliebt hatten, Mich mit exzessiver Wissenschaft erforschen wollten, oder sie reinigen sich noch im Fegefeuer, wo sie ihren kompliziert-wissenschaftlichen Gotteskult sühnen – ihren mit wissenschaftlicher Kälte betriebenen Gotteskult – in dem Reinigungsfeuer, das sie nunmehr zu lieben lehrt, ohne die Liebe und den göttlichen Gegenstand der Liebe analysieren zu wollen; Meine Hirten sind hingegen alle vom Tode in das ewige Leben gelangt, und zwar sowohl die, welche Mir später noch als Jünger dienten, als auch die anderen von ihnen, die schon, bevor Ich zum Vater aufgestiegen war, in friedlicher Erwartung Meines Hinabsteigens in den Limbus dahingeschieden waren.
Ich sage euch vielmehr, während von den zwölf Aposteln einer verloren ging, ist von den zwölf Hirten kein einziger ohne den Glorienschein der Seligen geblieben. Und das, weil sie sich als ganz Schlichte mit Meiner eigenen Infanten-Schlichtheit begnügt hatten und erfüllen ließen. Sie hatten das göttliche Kind, das dem Volk Israel geboren worden war, erkannt und es einfach geliebt, das – in Windeln gewickelte und in einer Krippe liegende – Erlöser-Kind, das sie darauf wie alle Kinder an der Brust saugen und heranwachsen gesehen hatten. Auch Seine kindliche Armut und Begrenztheit hatte ihren Glauben an die gött­liche Herkunft des in Betlehem in Juda geborenen heiligen Geschöpfleins weder geschwächt, noch wäre es ihnen eingefallen, die Vorteile zu kalkulieren, die ihnen durch ihre Nähe zu Ihm hätten erwachsen können, den die Meisten in Israel sich als König und Rächer statt als geistlichen Retter Seines Volkes und der Welt erträumt hatten. Sie hatten (einfach) geliebt. Immer nur das. Auch die, welche Mich später kennen gelernt und mir unter dem Beifall der Menge gedient hatten, hatten nur geliebt. Sie hatten einzig und allein den Heiland zu lieben verstanden und Jesus einzig und allein deswegen zu folgen, weil sie das Himmelreich erlangen wollten. Sie hatten keine hochfahrenden Träume und waren nicht in Enttäuschung, in Unglauben, in Hass, in Rachsucht wie Judas Iskariot verfallen, der als ein in seinem Machttraum Enttäuschter es bis zum Gottesmörder gebracht hatte.
Seid einfach. Zwei Bücher gibt es, die ein jeder Mensch guten Willens, selbst ein Analphabet, lesen und begreifen kann. Er braucht nur das schlichte Auge Meiner Hirten zu haben: es sind die Krippe von Betlehem und das Kreuz von Golgotha. Diese beiden Bücher reden deutlich. Sie sprechen Ewigkeitsworte aus. Sie erteilen Lehren, denen gegenüber die Weisheit aller Weisen, angefangen von Salomo bis zum Letzten, der da kommt, etwas ganz Beschränktes ist: Meine göttliche Geburt in der schauerlichen Verwahrlosung, um euch die Loslösung von Reichtümern und Ehren zu lehren, um euch die Sucht nach so überflüssiger menschlicher Ehre zu ersticken; Meinen Tod unter Leiden, um euch zu lehren, dass man dadurch das Himmelreich für sich selbst und für den Nächsten erwirbt, ja, dass man alle Zeit lieben muss.
Liebt einander und liebt Mich, und Mein Friede sei mit euch.»
Maria sagt:
«Ich bin eure himmlische Mutter. Ihr seid meine Töchter. Aber die Töchter sollen Kinder hervorbringen, wie die Mutter es tat. Die Jungfräulichkeit bedeutet kein Hindernis, den Emmanuel hervorzubringen. Ich selbst habe als Jungfrau und Gottgeweihte gefragt: “Und wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?”, und der Engel hatte erwidert: “Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Macht des Allerhöchsten wird dich überschatten”, und es wurde der Emmanuel gezeugt. Der Heilige Geist steigt in diejenigen von meinem göttlichen Sohn erlösten Seelen, die in Gerechtigkeit zu leben wissen, herab und nimmt dort Wohnung, und so werden die Seelen Gottesträgerinnen. Die Jungfräulichkeit ist also kein Hindernis, sondern vielmehr eine Hilfe, Christus in euch zu tragen und ihn der Welt durch das Licht eurer Werke zu schenken. Kommt zu dieser fruchtbaren Jungfräulichkeit, die der finsteren Welt das göttliche Licht der Welt gebiert.
Ich will euch lehren, was nötig ist, damit Christus in eurem jungfräulichen Herzen Wohnung nehme.
Völliger Gehorsam, bis zum Verzicht auf die heiligsten Wünsche, um so dem Willen Gottes nachzukommen.
Absolute Diskretion bezüglich der Geheimnisse der Einwohnung Gottes in euch.
Unwandelbare Demut angesichts des Wunders Seiner Einwohnung. Denkt daran, dass Satan ausspäht, um Christus dort, wo Er ist, aufzudecken, aber Christus muss vor dem Gift Satans verteidigt werden. Er würde zwar nicht sterben, denn Er ist Gott; Er würde auch nicht getroffen werden, denn Er ist Gott. Ihr hingegen sehr wohl. Und Christus könnte auch dort nicht bleiben, wo es Leichtsinn gäbe, von Gottes Geheimnissen den Schleier zu reißen, oder wo es den üblen Geruch der Selbstgefälligkeit gäbe. Ihr würdet dann, mit Satan im Bunde, Christus zwingen, sich auch schon da zurückzuziehen, wo noch nicht einmal satanische Störeinflüsse sind.
Vollkommenes Vertrauen in die Hilfe, die Gott den Trägerinnen Seines göttlichen Wortes unter allen Umständen gewährt.
Reinheit des Wollens. Ihn nicht um der Ehre, Ihn tragen zu dürfen, zu tragen, sondern, um Ihn den Menschen zu bringen.
Unschuld der Seele und des Denkens, denn Jesus bleibt nur bei den Unschuldigen.
Seraphische Liebe. Im Feuer konkretisiert sich nämlich das Göttliche Feuer in Jesus-dem-Licht, in Jesus-der-Weisheit, in Jesus-dem-Frieden, in Jesus-dem-Erlöser. Eine Liebe zu dem Gott, der weiß, und der alles versteht. Eine Liebe zum Nächsten, der nicht weiß, nicht wissen will, und nicht versteht, weil er nicht verstehen will. Die Menschen erkennen das göttliche Licht nicht. Die Trägerinnen des göttlichen Lichtes sollen aber durch ihre Liebe die Menschen zur Erkenntnis des göttlichen Lichtes, der göttlichen Liebe, des göttlichen Heiles: zu Gott bringen.
Mit diesen sieben Übungen werdet ihr lebendige Wiegen für den Erlöser, und ihr ahmt mich, eure euch liebende Mutter, nach.»

Maria Valtorta, «Die Hefte 1945-1950», 25. Dezember 1946, S. 331-334

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