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Papst Franziskus und Medjugorje

Nachdem sie das Interview mit dem Heiligen Vater vom 13. Mai angeschaut haben, waren viele, die Medjugorje lieben und dort eine Erneuerung ihres geistigen Lebens gefunden haben, zunächst zutiefst verletzt; sie waren enttäuscht und traurig.

Wenn man sehen muss, wie der Papst seinen Kopf so ablehnend schüttelt, als er die heilige Jungfrau von Medjugorje mit der «Chefin eines Telegrafenamtes» vergleicht, dann ist das wirklich sehr enttäuschend; auch ich war sehr enttäuscht. Aber Gott sei Dank haben wir uns die Zeit genommen, um jeden seiner Punkte genauestens zu untersuchen, und wir haben viele gute Gründe zur Freude gefunden!

Wie soll man die Worte von Papst Franziskus auf seinem Flug von Lissabon nach Rom am 13. Mai 2017 interpretieren?
Bevor man die Worte des Papstes liest, sollte man dieses Zitat Jesus betrachten:
«Ein guter Baum trägt keine schlechten Früchte, sowie ein schlechter keine guten Früchte trägt. Man kann einen Baum an seinen Früchten erkennen. Man kann keine Feigen von einem Dornbusch pflücken, noch kann man Trauben von einer Disteln ernten.» (Lk 6,43-49)
Hier ist ein anderes Zitat, das Jesus zur heiligen Faustina gesprochen hat:
«Höre, meine Tochter, obwohl alle Werke, die auf Grund meines Willens entstehen, großen Leiden ausgesetzt sind, so bedenke, ob eines von ihnen größeren Leiden ausgesetzt war, als mein direktes Werk, das Werk der Erlösung. Du solltest dich wegen der Widerwärtigkeiten nicht zu sehr grämen.» (Tagebuch, §1642)

Die Ruini-Kommission.
Hier sollte man zunächst beachten, dass der Papst das Dokument der Ruini-Kommission, die 2014 von Papste Benedikt XVI über Medjugorje einberufen hatte, als «sehr gut» bezeichnete. Die Kommission sollte das Phänomen kennenlernen und erklären.
Papst Franziskus gebrauchte das Wort «gut» sechs mal und bestärkte es zweimal, indem er sehr, sehr «gut» sagte. Das bedeutet, dass er es ausdrücklich anerkennt. Er hat dadurch den guten Theologen, Priestern und Kardinälen, die die gute Arbeit geleistet hatten, ein großes Lob ausgesprochen. Er war öffentlich dagegen, den Bericht zur «feria quarta» zu senden. «Es scheint mir nicht richtig zu sein. Es wäre, als ob man den Ruini-Bericht zur Auktion stellen würde.» Gemäß der Abstimmung der Experten, die an dieser Ruini-Kommission teilgenommen haben, waren 13 für die Anerkennung des übernatürlichen Charakters der ersten sieben Erscheinungen in Medjugorje, einer stimmte dagegen und einer hob sein Urteil bis später auf. In anderen Worten, eine überwältigende Mehrheit stimmte für den übernatürlichen Charakter der ersten Erscheinungen.

Das ist ein gewaltiger Schritt in der Geschichte Medjugorjes!
Wenn man die letzte offizielle Deklaration von Zadar im Jahr 1991 betrachtet: «Non constat de supernaturalitate», «Es kann nicht festgestellt werden, dass es sich um etwa Übernatürliches handelt», die aber nicht sagte «Wir bestätigen, dass dieses Phänomen nicht übernatürlich ist.» Somit steht diese Frage offen. Somit kann Medjugorje jetzt als ein Ort nachgewiesener Marianischer Erscheinungen bezeichnet werden! Natürlich würden wir es vorziehen, wenn diese Anerkennung für mehr als nur die ersten sieben Erscheinungen zutreffen würde. Es besteht aber keine Frage, die weiteren Erscheinungen abzustreiten. Es handelt sich hierbei nur darum, einen Zweifel aufrecht zu erhalten. Wollen wir nicht vergessen, dass diese Erscheinungen immer noch stattfinden, und dass es schwierig ist, einen Heiligen zu seinen Lebzeiten heilig zu sprechen.
Die Muttergottes hat den Sehern gesagt, dass sie ihnen einmal im Jahr erscheinen würde, solange sie lebten. Wollen wir auch nicht vergessen, dass die Erscheinungen in der Rue de Bac in Paris im Jahre 1830 (die wundertätige Medaille) nie offiziell anerkannt wurden, und doch gibt es dort ein genehmigtes Heiligtum, zu dem tausende Menschen aus allen Ländern ständig hinpilgern.

Frei zu glauben
Der Papst hat hervorgehoben, dass er nur seine eigene Meinung zum Ausdruck gebracht habe, was in kirchlicher Sprache bedeutet, dass es uns frei steht, das zu glauben oder nicht, ganz nach unserem eigenen Gewissen. Auch der heilige Johannes Paul II. hat nur seine persönliche Meinung ausgedrückt, als er Medjugorje «als Zentrum der Geistigkeit» erklärte und seinen Wunsch, es zu besuchen, ausdrückte.
Er schrieb Briefe, in welchen er seine Anerkennung Medjugorjes als einem Ort ausdrückte, den die Muttergottes besuchte. (Mein Buch Das verborgene Kind enthält Fotos dieser Briefe.) Er schrieb, z. B. seinen Freunden Marek und Zofia in Krakau: «Frau Zofia, ich danke Ihnen für alles, was Sie über Medjugorje gesagt haben. Ich reise auch täglich in meinen Gebeten als Pilger nach Medjugorje. Ich verbinde mich geistig mit allen, die dort beten, oder die eine Berufung fühlen, dort zu beten.» Er hat jedoch seine persönliche Meinung nicht öffentlich zum Ausdruck gebracht, außer privat zu einer Anzahl glaubwürdiger Zeugen, wie z. B. dem Präsidenten von Kroatien, Franjo Tudjman und Monsignore Paolo Hnilica. Er hat sich in Pressekonferenzen nicht darüber ausgedrückt, höchstwahrscheinlich, um die Meinungen seiner Amtskollegen zu respektieren – Meinungen, die sich von der seinen unterschieden. Er hätte den Einfluss seiner Position als Oberhirte gebrauchen können, aber er wählte Geduld.

Ein Komödie der Täuschung?
Wir wissen, dass der Bischof von Mostar eine persönliche Meinung hatte, die nicht mit der von Johannes Pauls II. übereinstimmte. Er hat in der Tat die Authentizität der Erscheinungen abgeleugnet und hat sie als eine Art täuschender Komödie bezeichnet, die von allem Anfang an von den Franziskanern und den Sehern inszeniert wurde. Jetzt haben wir aber einen Papst, der für die Echtheit der ersten Erscheinungen offen ist, und der die guten Früchte über die Jahre – beinahe 36 Jahre – anerkennt.
Der Papst hat damit die Stellungsnahme der Kongregation der Glaubenslehre, die von Kardinal Müller geleitet wird, einem Mann, der seit vielen Jahren aktiv gegen Medjugorje ist, angesprochen. Jetzt aber hat Papst Franziskus eine äußerst negative Deklaration öffentlich abgelehnt. Gemäß der «Gebräuche und Gewohnheiten» der Kirche, trägt dies ein starkes Gewicht, selbst wenn der Papst persönlich die jetzigen Erscheinungen von Medjugorje nicht anerkennt.

Die Jungfrau als «Chefin eines Telegrafenamtes»?
Der Papst kann auf keinen Fall annehmen, dass diese «Chefin eines Telegrafenamtes» die Jungfrau Maria sein könnte. Er scheint ein Problem mit den folgenden zwei Tatsachen zu haben:
Dass sie täglich spricht,
Dass sie genaue Termine den Sehern gibt.
In Medjugorje spricht die Muttergottes nicht jeden Tag. Ja, sie kommt täglich, um mit den Sehern zu beten, geradeso, wie sie es in Notre Dame du Laus in Frankreich mit der seligen Benoîte Rancurel vor 54 Jahren getan hat. Wir wissen allerdings, dass Papst Franziskus mit sog. Botschaften der «Jungfrau» bombardiert wird und die ihn gewiss wütend machen müssen! Aber diese Botschaften haben nichts mit denjenigen der Königin des Friedens in Medjugorje gemeinsam.
Was Termine mit den Sehern anbetrifft, so hat sie dies oft bei den anerkannten Erscheinungen in Lourdes, Fatima, Kibeho, usw. getan. Es gehört zu ihrer mütterlichen Fürsorge, dass niemand im Dunkel gehalten wird, wann ihre nächste Erscheinung stattfinden wird. Indem sie das so veranlasst, ermöglicht sie es ihren Kindern, sich zu versammeln, um mir ihr zu beten. Das ist ihre Mutterfreude. Das Sonnenwunder in Fatima wurde am 13. Okt. 1917 von 70 000 Menschen gesehen. Die Muttergottes hatte es den drei Hirtenkindern vorhergesagt und hat somit dieses große historische Treffen ermöglicht. (siehe PS 1)
Wir können folgendes daraus schließen: Die beiden größeren Dinge, die der Papst gegen diese «Chefin eines Telegrafenamtes» angesprochen hat, sind genau die zwei Hindernisse, über die wir uns keine Sorgen zu machen brauchen. Es ist also nicht unmöglich, dass der Papst diese zwei Punkte in Betracht ziehen wird, wenn er sein endgültiges Urteil fällen wird.

Ein positiver Punkt: Der Papst hat die Botschaften nicht abgelehnt
Wir können ihnen daher weiterhin aufmerksam zuhören, sie verbreiten und sie in Sicherheit gemäß dem Wunsch der Königin des Friedens leben.
Ein Paradox? Wollen wir uns an die Worte Christi erinnern: «An den Früchten werdet ihr sie erkennen. Pflückt man Trauben von Dornbüschen oder Feigen von Disteln?» (Mt 7,16) Papst Franziskus und die Ruini-Kommission erkennen die guten Früchte Medjugorjes an. Diese Tatsache ist unbestreitbar. Wie können also diese guten Früchte an einem schlechten Baum wachsen?
Der Sonderbeauftragte des Papstes, Monsignore Hoser, ist, wie wir wissen, nach Medjugorje gekommen. Der Heilige Vater hat ihn in diesem Interview gelobt, als «ein guter Bischof, den ich auserwählt habe». Monsignore Hoser hat eine sehr ernsthafte Untersuchung vor Ort unternommen. Er traf mit den Hauptbeteiligten, den Franziskanern und Sehern, zusammen, besuchte mehrere Gemeinschaften und hat ihre guten Werke gesehen, die durch die Botschaften hervorgebracht wurden. Er wird Ende Juni seinen Bericht Papst Franziskus unterbreiten. Wenn man die Ermutigung und den Trost betrachtet, den er als Sonderbeauftragter des Papstes der ganzen Gemeinde gegeben hat, ist es wahrscheinlich, dass die nächsten Worte des Papstes über Medjugorje günstiger ausfallen werden. Monsignore Hoser ist ein Experte was Erscheinungen anbetrifft. Er war ein aktives Mitglied der Kommission, die die Erscheinungen in Kibeho in Rwanda untersucht hat, und diese wurden anerkannt. Wollen wir also warten und beten! (siehe PS 2)

Vertreibt die Traurigkeit!
Wenn es sich hier um die persönliche Meinung eines Papstes handelt, so bleibt dies doch eine inoffizielle Meinung und trägt nicht die Autorität der Kirche. (Siehe PS 3) Es steht also allen frei, mit gutem Gewissen zu glauben, oder nicht zu glauben, dass die Muttergottes noch täglich erscheint. Es steht also allen frei, nach Medjugorje zu pilgern, dort zu beten, die Botschaften zu lesen und zu leben. Trotz der Enttäuschung, die dieses Interview in einigen Leuten hervorgerufen hat, finden wir doch bei genauerer Betrachtung viele wichtige und positive Punkte.
Der Papst hat sein Interview mit den folgenden Worten abgeschlossen: «Am Ende werden wir etwas bekannt geben!» Wollen wir im Gebet und Vertrauen warten, wie Maria in ihrem Leben gewartet hat. Wollen wir ihr, wie nie zuvor, anhängen!

Gebt auf Fallen acht!
Wenn man die anti-christlichen Wellen und Verfolgungen in der ganzen Welt betrachtet, dann sollten wir uns darauf vorbereiten, große geistige Kämpfe zu erfahren. Die Verwirrung, die jetzt besteht, sollte uns zu größter Vorsicht mahnen.
Die Fallen, in die uns Satan wegen diesem Interview führen kann, sind offensichtlich; und in diese zu geraten, wäre ein Unglück. Darüber hinaus wäre es ein schlechter Dienst, den wir dem Plan unserer himmlischen Mutter antun würden. Ich sehe zwei wichtige Fallen, die ich hier hervorheben möchte:
Wenn wir uns selbst einreden, dass der Papst nicht sehr günstig auf Medjugorje eingestellt ist, dann könnten wir wahrscheinlich nicht mehr zu Pilgerfahrten dorthin reisen. Denken wir nur an all jene, die Medjugorje treu gewesen sind, die dort Frieden und Hoffnung gefunden haben, und die durch die Sakrament­e zum Leben zurückgefunden haben. Diese könnten sich verwundet und entmutigt fühlen. Ganz abgesehen von denjenigen, die noch nie nach Medjugorje gekommen sind, aber die die Muttergottes einlädt. Mögen diese nicht der Quelle der Gnade beraubt werden!
Einige mögen durch diese Widersprüche innerhalb dieser Institution versucht sein, den Papst und vielleicht sogar die Kirche abzulehnen. Gott bewahre! Wir können nicht gegen den Papst oder gegen die Gospa sein, als ob wir zwischen diesen beiden zu wählen hätten. Wollen wir weiterhin mit unserem ganzen Herzen für den Heiligen Vater beten, sowie für die Kirche Christi.
«Eure Hirten brauchen nicht euer Urteil oder eure Kritik. Sie brauchen eure Gebete, eure Liebe, eure Hilfe!» (Aus einer Botschaft an Mirjana.) «Mein Sohn ist bei euch. Er ist überall. Er ist unsichtbar, ihr könnt ihn aber sehen, wenn ihr in ihm lebt. Er ist das Licht, das eure Seele erleuchtet und euch Frieden schenkt. Er ist die Kirche, die ihr lieben müsst, für die ihr beten und kämpfen müsst.» (Botschaft am 2. Aug. 2015)
Wir lieben unsere Hirten und wir beten für sie. Es ist ganz einfach: Wir lieben sie, weil sie unsere Hirten sind. Jesus hat sie für uns ausgewählt. Hat die Gospa nicht gesagt: «Nur durch eure Hirten wird mein Herz triumphieren. Gestattet es dem Bösen nicht, euch von euren Hirten zu trennen.» (2. Sept. 2013)
Wollen wir unserer lieben Mutter vertrauen, weil dies alles auf ihrem providentiellen Plan eingeschrieben ist, den sie mit dem Herzen einer Königin durchführt. Als Königin und Herrscherin wird sie alles zu unserem Besten führen. Wie Vicka öfters sagt: «Die Gospa wird ihren Plan durchführen.» Und auch: «Die Gospa wird sich selbst verteidigen.» Könnte sie in Fatima deutlicher sein, als sie erklärte: «Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren!»?

von Schwester Emmanuel
www.childrenofmedjugorje.com

Übersetzt aus dem Englischen
von Wolfgang Trautmann.

PS1. Am 13. Mai 1917 erschien um Mittag herum ein Licht am Himmel, daraufhin eine Frau in strahlendem Licht, in Weiß gekleidet und sie hielt in ihrer rechten Hand einen Rosenkranz. Sie gab allen ihre friedlichen Absichten bekannt: «Habt keine Angst, ich will euch nicht weh tun.» Sie verkündete, dass sie vom Himmel komme und bat die Kinder, sechs mal zu diesem Ort zurückzukommen, an jedem 13. des Monats. Sie gab auch eine genaue Zeit für das Sonnenwunder am 13. Oktober.
PS2. Worte von Monsignore Hoser in Medjugorje Ende März 2017: «Diese Anbetung, die hier so intensiv ist, ist äußerst wichtig und notwendig für die ganze Welt… Wollen wir um Frieden beten, denn heute sind die Mächte der Zerstörung enorm… Wir brauchen ein Eingreifen des Himmels, und die Gegenwart der heiligen Jungfrau ist dieses Eingreifen! Es ist eine Initiative Gottes. Deshalb möchte ich euch als Sonderbeauftragter des Papstes aufmuntern und beruhigen!» Dieser Satz löste einen donnernden Applaus aus. Zu den Journalisten sagte er: «Sagt der ganzen Welt, dass man in Medjugorje wieder Licht findet. Ich wünschte, ich könnte euch in einem Seminar hier einschreiben, damit ihr einsehen würdet, nicht länger misstrauisch zu sein.»
PS3. Wenn ein Papst als Universalpastor der Kirche ex cathedra spricht, dann ist er unfehlbar. Seine Worte werden zum Glaubenssatz und alle Katholiken müssen daran glauben. Papst Pius XXII. hat dies getan, als er 1950 das Dogma der Aufnahme Marias in den Himmel verkündigte. Seitdem ist dies nicht mehr geschehen. Wenn ein Papst eine Enzyklika schreibt, sollen seine Worte ernst genommen werden, denn sie sind Teil des Lehramtes der Kirche. Sie sind aber weder ein Dogma noch eine Offenbarung, sondern sie sind inspirierte Anweisung, gemäß der Zeitumstände, wie z. B. Papst Pauls VI. Humanae Vitae. Johannes Paul II. schrieb sieben Enzykliken; Benedikt XVI. drei und Franziskus bis jetzt eine. Wenn ein Papst einen «Apostolischen Brief» schreibt, ist es auch eine Anweisung an die Gläubigen, die aber den Gläubigen nicht auferlegt wird. Amoris Laetitia ist eine «post synod» «evangelische Ermahnung», wie z. B. Evangelii Gaudium.
Wenn ein Papst seine persönliche Meinung äußerst, wird dies nie von der Kirche als offiziell angenommen. Z. B. wurden die Worte Johannes Pauls II. an bestimmte Prälaten während privater Audienzen systematisch abgelehnt, gemäß der Gebräuche und Regeln des Vatikans. Dies geschieht aus Sicherheitsgründen.