Christus ist auferstanden!
Nach dem Werk «Der Gottmensch» von Maria Valtorta
«Christus ist auferstanden!», jubelt die Christenheit am Ostermorgen. Und doch kommt – vor allem in der westlichen christlichen Welt – meist keine allzu große Freudenstimmung über die Auferstehung unseres Herrn auf. Ein Grund mag vielleicht daran liegen, dass das Vorstellungsvermögen von vielen Menschen bezüglich der Auferweckung des toten Körpers Christi zum Leben und der damit verbundenen Verheißungen etwas überfordert ist.
Die von der Seherin Maria Valtorta in den Gottmensch-Büchern niedergeschriebenen Berichte zur Auferstehung Jesu mit all ihren Zusammenhängen werfen ein zusätzliches und neues Licht auf das Ostergeschehen und auch auf die in den Evangelien festgehaltenen Berichte.
Außerdem werden zu folgenden Fragen Hinweise und Antworten gegeben:
– Wie passen die verschiedenen Auferstehungsberichte der 4 Evangelisten zusammen?
– Stimmen sie allesamt oder war damals die Aufregung über die Ereignisse so groß, dass einige Geschehnisse nur teilweise oder gar nicht als historische Wahrheit angenommen werden sollten?
Ich möchte die Beantwortung dieser Fragen vorwegnehmen und aufgrund der Gesamtbeschreibung des Auferstehungsberichtes nach den Visionen von Maria Valtorta feststellen:
Alle Auferstehungsevangelien sowie auch die Berichte nach der Auferstehung bis hin zur Himmelfahrt unseres Herrn nach entsprechen nach den Visionen von Maria Valtorta auch der historischen Wirklichkeit.
«Alle Evangelien sind in ihrer überlieferten Form wahr und richtig, sowohl in ihrem historischen als auch in ihrem religiös/geistlichen Inhalt. Ausnahmen können Fall- oder Übersetzungsfehler bilden oder das Nichteinhalten von chronologischen Reihenfolgen, z.B. beim Johannesevangelium. (vgl. Band 09-90)»
Versetzen wir uns zunächst in die Zeit des Ostermorgens, den frühen Beginn des 3. Tages, also zu der Zeit, wo Jesus noch im Grab liegt. Der Leichnam Jesu konnte am Karfreitag nur ungenügend einbalsamiert werden, da der Vorabend des Sabbats schnell hereinbrach und die vorgeschriebene Sabbatruhe einzuhalten war. Während des Sabbats bereiteten die Frauen im Haus des Abendmahlsaales alle Essenzen vor, die zur umfangeichen Einbalsamierung des Leichnam Jesu notwendig waren.
Die Gottesmutter durchlebte die Zeit des größten Schmerzes und wurde am Ostermorgen von den anderen Frauen, vor allem von Maria Magdalena, inständig gebeten, nicht zum Grab mitzugehen, da alle befürchteten, dass Maria diesen neuerlichen Schmerz nicht aushalten würde.
Petrus war aufgrund seiner dreimaligen Verleugnung am Karfreitag verzweifelt und klagte sich selbst an und beneidete die Frauen, die Jesus bei Seinem Kreuzweg begleitet haben. Mit ihm war noch Johannes im Abendmahlsaal, in seiner Trauer ebenfalls nur eine geringe Hilfe für die Frauen.
Alle anderen Apostel außer Thomas befanden sich in Bethanien im Anwesen des Lazarus, der von Jesus bereits eine Woche vorher über die Passion unterrichtet worden war und den Auftrag hatte, die Apostel und Jünger auf seinem Anwesen zu sammeln und ihnen in Jesu Namen zu verzeihen.
Die Frauen beschlossen also, am frühen Ostermorgen ohne die Männer zum Grab zu gehen, wobei sie sich in 3 Gruppen (vgl. Bd. 12-026) aufteilten und zwar aus folgenden Gründen:
– Maria Magdalena, die am tapfersten war, sollte vorausgehen, um die Wachen zu bestechen und sie überreden, den Grabstein für die Einbalsamierung wegzuschieben.
– Falls alles in Ordnung wäre, sollte eine zweite Gruppe, bestehend aus Salome und Susanna nachkommen.
– eine dritte Gruppe, bestehend aus Martha und Maria des Alphäus ging noch zum Haus der Johanna des Chuza, um sie und eine noch weitere erforderliche Essenz für die Einbalsamierung zu holen.
Während diese 3 Frauengruppen zum Grab unterwegs waren, stand Jesus von den Toten auf. Die Auferstehung Christi wird dreimal beschrieben, um jeden Irrtum dieses Ereignisses seitens der Seherin Valtorta auszuschließen (12-021, 12-034, 12-037). An diesen Berichten wird auch die ausgezeichnete Qualität der Beschreibungen von Maria Valtorta sichtbar.
Der Geist Jesu ist mit einem Erdbeben von der Welt gegangen und mit einem Erdbeben wieder zurückgekehrt. Magdalena ist als erste nach dem Erdbeben beim Grab und findet es leer vor, denn der Stein ist weggerollt. In ihrer Bestürzung, dass Jesus nicht im Grab ist, läuft sie zum Abendmahlsaal, um Petrus und Johannes zu holen…
In der Zwischenzeit erreichen Salome und Susanna das Grab und erhalten vom Engel die in den Evangelien festgehaltenen Aufträge.
Danach kommen auch Petrus und Johannes zum Grab, wie im Johannes-Evangelium berichtet, und sehen, dass das Grab leer ist. Petrus ruft in seiner Trauer noch einmal Jesus. Danach kehren sie erschüttert zum Abendmahlsaal zurück.
Nur Magdalena bleibt weinend beim Grab zurück...
An dieser Stelle soll erklärt werden, warum Magdalena so entsetzt war, dass der Leichnam Jesu «gestohlen» wurde:
Magdalena war bei der Auferweckung ihres Bruders Lazarus zugegen und glaubte daher, dass Jesus ebenfalls von den Toten auferstehen werde. Valtorta berichtet sogar, dass sie ein Kleid für den aufzuerstehenden Jesus genäht hatte (vgl. Band 11-312). Wie sollte er also auferstehen, wenn der Leichnam vernichtet oder geschändet ist und vor allem, wer wird Jesus (wie auch den auferweckten Lazarus) neu einkleiden, wenn Er aufersteht?
So stürzte begreiflicherweise für Magdalena eine Welt zusammen; alle Hoffnungen bezüglich einer Auferweckung, wie sie es sich vorstellte, brachen in sich zusammen. Sie war so erschüttert, dass sie sich weder über den Engel im Grab wunderte noch erkannte sie Jesus, als Er ihr erschien. Umso gewaltiger war ihre Freude, als sich Jesus zu erkennen gab...
Zu guter Letzt kam noch die dritte Frauengruppe zum Grab und erhielt ebenfalls von den Engeln den Auftrag, den Aposteln zu berichten.
Dem aufmerksamen Leser wird sicherlich jetzt schon auffallen, wie die verschiedenen Auferstehungsberichte der Evangelisten zusammenpassen und welche Teile des Ostermorgens jeder Evangelist festgehalten hatte.
Was passiert weiter am Ostermorgen?
Jesus erscheint als nächstes dem Lazarus in dessen Garten in Bethanien und gibt ihm den Auftrag, alle Apostel zum Abendmahlsaal zu schicken. Dass Jesus zuerst Seiner geliebten Mutter, die sich bereits am Rande ihrer menschlichen Kräfte befand, erschienen ist, ist selbstverständlich, wie auch schon der Hl. Augustinus sagt.
Die Apostel sind also im Abendmahlsaal versammelt und weigern sich störrisch, den Berichten der Frauen zu glauben. Sie tun diese Reden als Fantasien aufgrund der Auswirkungen des zu intensiv erlebten Leidens ab. Im Laufe des Ostersonntages kommen aber immer mehr Leute – auch «römische Heiden» – die berichten, dass ihnen Jesus erschienen sei und dass sie in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen werden wollen. Die Apostel werden immer unsicherer und ihre Gesichter immer länger, denn sie waren es, die ihren Herrn in Stich gelassen haben und nun nicht glauben wollen, dass Jesus auferstanden ist.
Am Abend des Ostersonntages sind die Apostel allein im Abendmahlsaal versammelt und Jesus tritt zu ihnen. Unbeschreiblich ist diese Begegnung – borgen Sie sich den 12. Band aus und lesen sie! – Johannes wirft sich als erster an Jesu Brust, die anderen Apostel sind wie erstarrt und nähern sich ihrem Herrn und Gott – einer nach dem anderen. Als letzter rutscht Petrus auf den Knien zu Jesus und fleht um Vergebung.
Nun passiert etwas Sonderbares: Nachdem sich die Apostel von ihrer ersten Freude bzw. Schrecken erholt haben, machen sie Jesus Vorwürfe, warum Er denn allen möglichen Leuten (Römern, Frauen, etc.) erschienen ist und erst zum Schluss ihnen, den auserwählten Aposteln?
Als ich diese Stelle das erste Mal las, war ich über die Apostel so entsetzt, dass ich nicht weiterlesen konnte. Ich hatte mir früher nie Gedanken darüber gemacht, warum Jesus Seinen Aposteln erst am Abend erschienen ist, wo Er doch schon am frühen Morgen auferstanden ist. Wenn wir die freudigen Osterevangelien hören, erscheint uns dies völlig normal. Ich habe noch keine Predigt darüber gehört, warum der auferstandene Jesus über 12 Stunden gewartet hat, um seinen Aposteln zu erscheinen.
Hier zeigt sich folgendes deutlich: Das Schauen eines Wunders, in diesem Fall sogar das Schauen des auferstandenen Christus selbst, führt noch nicht notwendigerweise zu einer radikalen Bekehrung oder gar zur Heiligkeit. Die Hinwendung zu Gott und das Annehmen Seiner Gnaden hängen ausschließlich vom Willen des Einzelnen, von der jeweils eigenen Demut, ab.
Wie reagiert Jesus auf diese unfassbare Schwäche der Apostel, wenn man die ganze Passionszeit und die Jahre davor vor Augen hat? Er erwählt den Verleugner Petrus zu Seinem Stellvertreter auf Erden und alle Apostel als Träger und Zeugen seiner Göttlichkeit und stattet sie mit allen uns bekannten Vollmachten aus. Gerade deshalb wird beim Betrachten der Auferstehungsberichte die unermessliche Güte Jesu so deutlich. Welche Geduld, welches Erbarmen hatte Gott mit Seinen auserwählten Aposteln, welches Erbarmen wird Er mit uns haben, wenn wir Ihn bitten?
Die wahre Bekehrung der Apostel (mit Ausnahme des Johannes, der bei der Passion dabei war) beginnt erst, als Johannes mit den Aposteln den Kreuzweg Jesu nachgeht und ihnen die ganze Passion Jesu in ihren Einzelheiten vor Augen hält. Die Apostel sind bei diesem «Kreuzweg» so erschüttert, dass sie Johannes bitten, er möge aufhören, ihnen weiterzuberichten. Ab diesem Zeitpunkt beginnt also die innere Umkehr der Apostel, und sie werden immer kleiner und demütiger. Sie fühlen sich so feige und minder, dass sie den Leuten in Jerusalem nicht mehr in die Augen schauen können.
Auf Anraten des Johannes weihen sich die Aposteln am Kalvarienberg noch einmal Jesus, ihrem Herrn und Meister und schwören Ihm die Treue.
Nun beginnt die Passion der Apostel. Einige Leute und auch römische Soldaten in Jerusalem erkennen die Apostel und verachten sie als Feiglinge und Verräter. Eine mitleidige Frau, die fragt, ob Jesus wirklich auferstanden sei, wird dies von den Aposteln bezeugen und Petrus bittet sie weinend um Verzeihung ob ihrer Schwäche und Feigheit.
Am demütigsten ist also Petrus, der erste Papst. Jesus hat wahrhaftig den scheinbar Umwürdigsten zu Seinem Nachfolger bestellt. Petrus wird seine Sünde bzw. Schwäche nie vergessen. Noch viele Jahre später, als er nach Rom aufbricht, um dort den Grundstein für die Weltkirche zu legen, bittet er die Gottesmutter noch einmal um Verzeihung für seine Verleugnung Christi, ihres Sohnes…
Im Hinblick dieser Berichte von Maria Valtorta erscheint die junge Christenschar nach der Auferstehung Jesu in einem schwachen, fast nicht vorhandenen Licht. Die Gottesmutter hat vom Anfang an die Mutterschaft für die junge Kirche übernommen und sie gestützt, getröstet und beraten. Wir alle wissen, was aus dieser «kleinen und schwachen» Kirche geworden ist. Es möge uns ein Anstoß sein, uns hinzuknien und die Größe und die Macht unseres Gottes zu betrachten, der vor knapp 2000 Jahren zu unserem Heil den Tod und die Sünde überwunden und Seine Kirche gegründet hat, die bis zum Ende der Zeiten von den Pforten der Hölle nicht überwunden werden wird.
Zur Verfassung dieses «Auferstehungsberichtes» habe ich bis auf wenige Ausnahmen als Unterlage den 12. Band der Gottmensch-Bücher von Maria Valtorta verwendet.
von Johann Binder
Literatur:
Der Gottmensch, Bände I bis XII Leben und Leiden unseres Herrn Jesus Christus, ca. 400 Seiten
pro Band, gebunden, 14,5x22 cm
Jeder Band: E 28.– CHF 35.–
Die 12 Bände zusammen:
E 319.20 CHF 399.–