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Maria ist das Geschöpf, das am meisten liebt

Jesus an Domenico
 

Der Herr Jesus hat Domenico, einem italienischen Familienvater, dessen Bücher der Parvis-Verlag unter dem Titel: Ich bin euer Gott... Hört auf Mich! veröffentlicht, bedeutende Offenbarungen anvertraut. Wie im Evangelium finden wir in diesen Botschaften die göttliche Denkweise Jesu, unseres Gottes wieder, die im Vergleich zu den natürlichen Reaktionen der Menschen so ungewöhnlich scheint. Gleich auf den ersten Seiten enthüllt uns Jesus die Wesenszüge Mariens in den Freuden und den Prüfungen, die sie in der Weihnachtszeit und in seiner Kindheit erlebte:
Unter allen Geschöpfen liebt Maria am meisten. Das ist eine altbekannte Wahrheit für die Christen, aber um sie begreifen zu können, braucht es das Licht, das mir eigen ist. Deshalb ist es gut, meine Mutter zu betrachten bei allem, was sie getan, gesagt und gelitten hat.
Wer sie liebt, soll gut zuhören.

Als bekannt wurde, dass in Rom eine Volkszählung beschlossen worden war, stellte Maria fest, dass die Reise nach Bethlehem mit der Zeit ihrer Niederkunft zusammenfiel. Ein erstes Missgeschick, das sie voll und ganz akzeptierte. Die Prophezeiungen und Menschen wollten, dass ich zur Welt kam, wo Juda seine Zelte aufgeschlagen hatte. Auch ich wollte als Mensch außer meiner königlichen Abstammung eine rein jüdische Herkunft haben. Doch je größer das Vertrauen des Menschen ist, um so größer muss auch die Prüfung sein, der ich ihn unterziehe. Und so fand das heilige Paar in Bethlehem keine Unterkunft. Maria gab sich mir immer mehr hin und passte sich daher allem an. Die Könige und ihre Mütter genießen die Bequemlichkeit der Königspaläste. Der König und die Königin des Himmels erfuhren jedoch absolute Armut, eine Notunterkunft und das Mitleid einer Frau, die sich bemühte, einen Unterschlupf für eine Mutter zu finden, die mich erwartete. Maria sagte nichts: sie wartete. Doch in ihrer Erwartung lebte die ganze Gewissheit der Mutter des menschgewordenen Schöpfers, der das unbedingt Notwendige nicht fehlen wird. Josef war besorgt, doch dann beruhigte er sich. Jetzt konnte der, auf den man seit Jahrhunderten wartete, mit seinem prächtigen Gewand in der Welt erscheinen: Ein Armer, der in erbärmlichen Verhältnissen geboren wird und demütig ist bis zum Äußersten.
Maria schwieg also, aber sie war tief ergriffen. Eloé, jene Frau, die die Unterkunft im Stall beschafft hatte, war bezaubert von der Schönheit meiner Mutter. Josef stand etwas abseits, sein Herz war stürmisch bewegt.
Die Stunde kam. Maria stützte ihr Gesicht auf ihre rechte Hand: In einem Augenblick erschien der Sohn Gottes der Welt.
Hofft, ihr Menschen! Das Heil ist mitten unter euch!
Das schönste aller Menschenkinder ist geboren: Wer weiß das? Es würde jedoch nichts nützen, schön zu sein, wenn man nicht liebt. Kann ein kleines Kind denn zeigen, dass es liebt? Mir ist das möglich, obwohl ich mich unter dem Schleier der Kindheit verberge.
Erstens, wer liebt, gibt alles hin, was er hat, auch sich selbst. Das habe ich durch Maria getan. Zweitens, wer liebt, erniedrigt sich vor dem geliebten Menschen und will von ihm abhängig sein. Nur als Gott wäre ich in meiner Höhe über den Geschöpfen geblieben; doch als ich Mensch wurde, konnte ich mich erniedrigen, abhängig werden und mich euch sogar unterordnen. Und das habe ich durch Maria getan.
In jener Nacht in Bethlehem hat sich das alles verwirklicht. Und während die Engel im Himmel dem menschgewordenen Gott ihr Loblied sangen, gab sich Gott selbst den Menschen hin und machte sich von ihnen abhängig.
Mein äußeres Aussehen bezauberte meine Mutter, und so sehr ihr euch auch bemüht, euch meine Schönheit vorzustellen, ihr werdet nie ein klares Bild von mir als kleinem Kind, als Sohn Gottes, haben. Doch das hat nicht viel zu sagen, denn auf Erden ist nicht entscheidend, ob ihr mein Aussehen kennt, sondern ob ihr mein Inneres versteht und in meinen Geist eindringt. Deshalb habe ich den unvergänglichen Samen meines Wortes in meine Kirche gelegt, und genau durch dieses Wort wird mein Geist in euch eindringen. Die Menschen können mich derzeit also nicht sehen, doch sie haben mein Wort, das unendlich viel mehr wert ist als mein Aussehen.
Das sage ich euch, damit ihr immer und in allen Fällen eure Aufmerksamkeit von der Materie weg auf den Geist richtet, auch wenn es um meine Menschwerdung geht.
Die Seele eines Kindes erfährt beim Wachstum des Leibes praktisch keine Zunahme. Dennoch folgt im Kleinkindalter die Seele dem Leib und passt sich ihm an wie eine Gefangene, die in ihrem Gefängnis eingeschlossen ist. Aber sie hat auch ein Eigenleben, das sich auf vielfältige Weise äußert. Sie wird freilich von den Sinnen beherrscht, so dass sie sich nicht offenbaren und sich nicht einmal selbst kennen kann. Sie kann nicht frei verstehen oder wollen, weil sie dem Leben des Leibes untergeordnet ist. Das war natürlich auch bei mir so, da die Menschwerdung das voraussetzte. Doch selbst im Kleinkindalter meiner Menschheit blieb ich stets Gott. Und deshalb war es mir gegeben, die Dinge als Sohn des Vaters auf göttliche Weise zu erfassen, was ich auf menschliche Weise als Sohn Marias nicht äußern konnte. Ich befand mich in der Situation eines Schriftstellers, der seine Hände plötzlich nicht mehr gebrauchen kann und nur noch in seinem Verstand lebt, ohne seine Gedanken zu Papier bringen zu können. Wer kann das verstehen? Niemand, nicht einmal die Theologen. Deshalb war mein Seelenleben bis zum Alter von fünf Jahren ganz verborgen und in mir eingeschlossen. Aber es war nicht nutzlos.
Als ich aus Ägypten zurückkehrte (damals war ich zweieinhalb Jahre alt), machte ich meine erste Krankheit durch. Es handelte sich um eine kleine Infektion infolge verdorbener Nahrungsmittel, die nur zu einem Hautausschlag führte. Doch es war mein erstes Leiden. Daher nahm ich es an, wie nur ich allein den göttlichen Willen anzunehmen vermag. Und es gab mir Gelegenheit, den Vater für euch zu bitten, die ihr an Leib oder Geist krank seid.
«Gib, o Vater», sagte ich, «dass die Kraft der Heilung, die du mir geschenkt hast, von meinem Körper auf alle Seelen übergeht und dass sie durch meine Krankheit wieder gesund werden. Alle sollen in mir ihren Erlöser erkennen. Ihre Wunden seien die meinen. Mögen sie in mir geheilt werden – nicht gegen deinen Willen, sondern um ihn zu erfüllen. Mögen alle von ihrem Leiden befreit werden, da es mir nicht widerstrebt zu leiden. Mögen alle Linderung erfahren, auch wenn sie leiden.
Vater, ich bitte dich, nimm mein kleines Leiden und meine große Liebe an.»
Josef und Maria ließen sich in Nazareth nieder, und zusammen mit ihnen lernte ich die Schwierigkeiten des irdischen Lebens kennen.
Dreißig Jahre lebte ich in der Einsamkeit, um mich auf meine große Sendung vorzubereiten. Die ruhelosen Menschen des 20. Jahrhunderts müssen gründlich darüber nachdenken, vor allem jene, die glauben, ihre komplizierten Probleme durch Zufall lösen zu können oder indem sie auf die unzähligen Schwätzer hören, die überall wie giftige Nachtpilze aus dem Boden schießen. Um mein Licht zu erlangen, muss man sich aus dem Lärm zurückziehen und darf den Verlockungen der Welt nicht nachgeben. Lernt von mir, dann werdet ihr den wahren Herzensfrieden finden. Wenn ihr das tut, gewähre ich euch auch die Freundschaft der Menschen, aber sie werden nicht zahlreich, sondern sorgfältig ausgewählt sein.
Als ich heranwuchs, sollten alle meine natürlichen Eigenschaften sowie die Tugenden deutlich sichtbar werden, in denen ich mich seit meiner Empfängnis auszeichnete.
Im Schoß meiner Mutter lobte ich meinen Vater im Himmel. Heute rufe ich euch in Erinnerung, dass dieser Lobpreis gewiss vollkommen, wirksam und würdig war. Doch da ich den Vater auch an Menschen statt lobte, müssen sie diesen Lobpreis bekräftigen. Das heißt, dass man nach dem Willen meines Vaters bis zum Ende der Welt warten muss, bis mein Lobpreis, den ich im Schoß meiner Mutter begonnen habe, zu seiner vollkommenen Erfüllung gelangt. Und ich werde dafür sorgen, dass sich das trotz der Ablehnung einiger oder vieler verwirklicht. Was die Verdammten anbelangt, so habe ich diese Frage schon im voraus gelöst: Sie hassen mich und werden mich nie preisen, selbst wenn ich mich von neuem mitten in der Hölle kreuzigen lassen würde.
Wie viele Gedanken trug ich als Kind in mir! Ich musste die Welt besiegen, ich musste schrittweise vorgehen, um wirklich Mensch zu sein, wie ich es sein wollte. Und wer wusste außer mir, dass mein Sieg nur durch mein Opfer erreicht würde? Konnte ich nicht sogleich das Werk beginnen, das mir derart am Herzen lag? Es fehlten noch zwanzig Jahre bis zu meinem öffentlichen Auftreten, doch ich musste zwei Meisterwerke meiner göttlichen Güte schaffen: Maria und Josef. Sie sollten die Ersten im Himmel sein, deshalb widmete ich mich ihnen ganz und gar.
«Mama», sagte ich eines Tages zu ihr, «könntest du mir einen Ort zeigen, an dem ich ungestört zu meinem Vater beten kann?»
– «Mein Sohn», entgegnete sie, «du weißt alles. Warum fragst du mich, was du bereits weißt?»
– «Ich will dir damit zeigen, dass ich nichts tun will, ohne dich daran teilhaben zu lassen.»
Da zeigte sie mir sanft und verständnisvoll den Ort und bat mich, in meinem Gebet an sie zu denken, «denn», so sagte sie, «es ist eine große Verantwortung für mich, deine Mutter zu sein, und die Verehrung, die ich dir entgegenbringe, erscheint mir immer sehr gering.»
Ein andermal blieb ich drei Tage von zu Hause fern, um meinem Vater zu gefallen. Josef und Maria wussten davon. Doch bei meiner Rückkehr fand ich meine Mutter in Tränen vor, weil sie in meiner Abwesenheit eine schreckliche Vision gehabt hatte. Ein Engel hatte ihr einen Teil meiner Passion gezeigt. Sie umarmte mich fest und fragte mich, was ich in den drei Tagen getan hatte. Ich antwortete, dass ich an dem gewohnten Ort war, den sie mir gezeigt hatte, und dass ich dort vereint mit meinem Vater Zwiesprache mit ihm gehalten hatte. Sie verschwieg mir, dass sie diese Vision gehabt hatte, doch ich wusste davon und befragte sie vorsichtig. Arme Mama! Welchen Schmerz empfand mein Herz um ihretwillen! Als sie begriff, dass aus demselben Grunde auch ich schmerzlich gelitten hatte, verbarg sie ihr Gesicht in den Händen und vergoss Fluten von Tränen.
Im Alter von sechzehn Jahren bereiste ich
in Begleitung meiner Mutter Niederjudäa.
Josef fand unzählige Gründe, um uns zu begleiten, doch er musste sich dem göttlichen Willen fügen, der ihn wegen einiger Arbeiten in Nazareth festhielt.
Meine Mutter wurde jedoch von ihren Eltern erwartet. Wir machten uns gemeinsam auf diese ziemlich lange Reise. Auf den Straßen und in den Ortschaften begegnete ich einigen Männern, über die ihr jetzt sprecht: Petrus, Andreas, Jakobus und auch Johannes. Sie ahnten nicht im geringsten, wem sie da begegneten, doch ich kannte sie bereits und hatte alles für sie vorgesehen.
Wir kamen nach Jerusalem und gingen in den Tempel. Meine Mutter erinnerte sich an ein Ereignis vier Jahre zuvor, als sie und Josef mich nach drei Tagen Suche im Tempel wiedergefunden hatten. Sie fühlte von neuem die Beklemmung im Herzen, die sie damals empfunden hatte. Doch sie sagte mir kein Wort davon. Ich aber wollte sie trösten aus Mitleid mit dieser schweren Prüfung, die sie durchgemacht hatte. Ich sagte: «Mama, siehst du diesen Tempel? Weißt du, wie tief das Volk diesen Ort verehrt? Nun, es werden nur noch wenige Jahre vergehen, dann wird alles hier zerstört werden, und zwar für immer. Das Gold muss aus dem Heiligtum entfernt werden, denn hier in Palästina und auf der ganzen Welt werden andere Tempel entstehen, in denen nicht Gold, sondern dein Sohn aufbewahrt werden wird.»
Bei diesen Worten war meine göttliche Mutter sehr erstaunt, doch sie schwieg, da sie noch nicht verstehen konnte, was ich da sagte.
«Doch, Mutter, ich werde in den Tempeln wohnen, die mein Vater errichten lassen wird. Alle werden zu mir kommen können, denn ich werde Nahrung für jeden sein und in allen leben, die mich lieben. Derzeit gibt es nur einen, der zum Altar geht, um meinem Vater Opfer darzubringen. Doch dann werden alle kommen können. Mehr noch, ich werde zu allen kommen und werde mich allen schenken, die mich aufnehmen wollen.»
– «Aber wie wird das geschehen?», fragte Maria verblüfft und erfreut zugleich.
– «Mutter», antwortete ich, «bin ich nicht einzig durch die Wirkkraft des Heiligen Geistes aus dir geboren? Und nicht nur ich, sondern der Vater und der Geist, das ewige Leben und die unbegrenzte Allmacht? Ich sage dir, dass es wirklich so sein wird, und wer sich von mir nährt, wird auch dein Sohn sein.»
Da verwandelte sich die Verblüffung meiner Mutter in Zärtlichkeit. Mein Wort hatte sie erleuchtet und ließ sie an meinen tiefsten Gedanken teilhaben. Entzückt jubelte sie:
«Jesus, mein Sohn, ich will die erste Anbeterin dieses Wunders sein, von dem du gerade gesprochen hast. Immer mehr erkenne ich meine Niedrigkeit, und immer deutlicher lässt du mich deine Güte erkennen. Wenn du in den zukünftigen Zeiten so gegenwärtig bist, wie du es gerade gesagt hast, so gib, dass ich dir stets nahe bin. Du kannst das wirken und wirst mir diese große Gunst nicht verweigern. Doch sage mir, wie wird sich deine Gegenwart in unserem Heiligtum offenbaren?»
«Ich, Jesus, werde unter den Gestalten von Brot und Wein da sein. Ich kann dir jetzt nicht alles sagen, doch es kommt der Tag, da du alles wissen wirst.»
Welche Wirkung, welche Veränderung riefen meine Worte in der Seele meiner Mutter hervor! Der Rest unserer Reise war für sie fast langweilig, weil sie in Gedanken derart mit dem beschäftigt war, was ich ihr offenbart hatte. Und mir war es eine Freude zu sehen, wie sie von Liebe zu mir ergriffen war!

Auszug aus: «Ich bin euer Gott...
Hört auf Mich!», S. 13ff.

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