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Jesus wollte in dieser Höhle geboren werden

Giuliana Buttini - «Mein Leben in Nazareth»
 

26. Dezember 1981
Die Nacht der Geburt Jesu war eine kalte Nacht. Meinen Berechnungen zufolge hätte er nach der Volkszählung geboren werden sollen, das heißt nach unserer Rückkehr nach Nazareth. Ich wäre nicht so unvorsichtig gewesen, ihn so weit weg von zu Hause das Licht der Welt erblicken zu lassen. Doch Jesus wollte in dieser Höhle geboren werden. Verschiedene Erinnerungen steigen abwechselnd in mir auf. Ich sehe wieder den kleinen Jesus vor mir und Jesus, als er zwanzig Jahre alt war… Jetzt, im Himmelreich, sehe ich ihn als Lichtgestalt.
Als wir nach Hause zurückkehrten, Josef und ich mit dem Gottkind, da waren wir glücklich und aufgeregt.
«Myriam, dieses Kind sieht dir ähnlich, es hat Augen wie du…»
Er ähnelt mir. Gewiss konnte Jesus in seinen Gesichtszügen nichts von Josef haben, da er nicht von ihm abstammte. Er stammte von mir und vom Heiligen Geist ab. Denn Jesus, der Gott ist, hat Fleisch angenommen, indem er sich vom Vater gelöst hat und durch den Heiligen Geist weiter mit ihm verbunden ist. Der heilige Geist geht vom einen zum anderen aus. Der Vater wollte, dass der Sohn mittels des heiligen Geistes durch mich hindurch kommen sollte. Ich habe keinen Mann gekannt, doch bei Gott ist alles möglich. Jesus wurde gezeugt, nicht geschaffen.
«Ich möchte noch eine Blume in diese Wiege schnitzen…»
Ich war glücklich über diese Wiege und den himmelblauen Schleier. Die himmelblauen Augen Jesu erinnerten an den klaren Himmel. Ich bin ein Geschöpf und beschreibe gerne die Dinge, die euch auch meine Gefühle näher bringen können. Ich bin eine Frau, die auch die alltäglichen Dinge liebt, die Dinge, die zum Leben dazugehören. Dieses Leben in Nazareth. Den Markt, den Gemüsegarten und den Ofen… Meinen Webstock und die Arbeit von Josef… Die Zeit ist erfüllt. Man kann alles noch einmal sehen und wiedererleben, doch hier ist die Dimension eine andere. Ihr könnt dieses Leben hier nicht verstehen, und ich konnte es auf Erden auch nicht. Wenn die Zeit für euch erfüllt ist, dann werdet ihr es erleben. Wisset, dass es keinen Tod gibt. Wir nennen ihn Beginn des Lebens oder Wiedergeburt. Auferstehung!
Das erste Spielzeug Jesu war ein Püppchen mit Flügeln, ein Engel, den wir über der Wiege befestigten. Er schaukelte hin und her, und es sah aus, als würde er schweben.
Als ich ins Himmelreich einging, da kamen mir Engel entgegen. Es gibt Engel. Ein Holzengel schaukelte über der Wiege Jesu. Ich bewahrte ihn auf, und als Jesus größer war, sagte er eines Tages zu mir: «Immi, dieser Engel hat eine zu große Nase…»
Und es stimmte! Josef war ein guter Zimmermann und kein Bildhauer!
«Immi, sage du Vater Josef, dass er unserem Engel ein Stückchen von der Nase entfernen soll…» Josef richtete die Nase und dieser Engel schwebte noch über der Wiege anderer Kinder. Denn Jesus schenkte ihn später einer großen und armen Familie, der Familie von Simon.
Jesus liebte es, Geschenke zu machen: «Die Dinge haben keinen Nutzen, wenn sie nicht jemandem Freude machen. Es bringt nichts, Dinge zu verstecken oder aufzubewahren. Es ist recht und schön, demjenigen kleine Tropfen Freude zu spenden, der nur diese Tropfen bekommen kann.»
«Die Barmherzigkeit erscheint unter vielerlei Formen und in vielerlei Nuancen: als Geste, als Lächeln, als Wort, als materielle Gabe, als geistiger Rat. Barmherzigkeit heißt, für die Brüder und Schwestern das Gute und das Heil ihrer Seelen zu wünschen. Immi, ich schaue auf die Welt, ich schaue auf die Menschheit und ich sehe keine Barmherzigkeit.»
Mein Sohn ist am Kreuz gestorben, auch und vor allem weil es seit jeher an Barmherzigkeit in den Herzen fehlt. Eines Tages war Jesus während seiner Predigt auf den Wellen des Sees gewandelt. Das ist kein Märchen, es ist Wirklichkeit. Er sagte, dass auch ihr Dinge tun können werdet, die unmöglich erscheinen, wenn nur der Glaube in euch vollkommen ist.
Ihr werdet Dinge erlangen können, die unmöglich erscheinen.

«Mein Leben in Nazareth»,Seite 102-104

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