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Der heilige Nikolaus von Flüe, ein Apostel der Weisheit und des Friedens

Von der Geburt zur Eremitage
Nikolaus hatte die Gnade, gute und heilige Eltern zu haben. Die Familie von Flüe, nach dem Namen des Ortes Flüeli in der Gemeinde Sachseln (Obwald), hieß eigentlich Leoponti. Dieser Namen scheint auf eine italienische Herkunft hinzudeuten. Die Volkssprache änderte ihn in «von Flüe» ab, was sich von Flüeli ableitet, einem Ort auf einem steilen Felsen. Dort befand sich der Besitz, der den Vorfahren von Nikolaus gehörte.
Nikolaus’ Vater hieß Heinrich von Flüe und seine Mutter Hemma. Seine Eltern lebten einfach und teilten ihre Zeit zwischen dem Gebet und der Arbeit auf. Manche Dokumente bestätigen, dass Nikolaus’ Vater einer der vornehmsten und der reichsten Bürger von Sachseln war. Er hatte nichts vom Hochmut und von der unnahbaren Erscheinung, die den Reichtum begleiten. Sein Benehmen war einfach und sein Herz ein Schatz der Nächstenliebe. Die Armen und Mittellosen fanden im Hof der Familie von Flüe stets eine offene Tür und eine offene Hand, um sie aufzunehmen. In dieser schönen christlichen Familie wurde Nikolaus am 21. März 1417 am Fest des heiligen Benedikt geboren.
Es heißt, dass er noch ungeboren am Himmel einen großen Stern sah, der die ganze Erde erleuchtete: Das war das Bild einer Seele, die berufen war, die ganze Erde durch ihre Heiligkeit zu erhellen. Zu seiner Zeit war die Kirche von den Irrlehren des John Wyclif und des Jan Hus zerrissen und litt sehr unter dem Großen Schisma des Westens.
Um die Streitbarkeiten zu besänftigen, brauchte die Kirche Männer des Friedens wie Nikolaus. Seine frommen Eltern ließen ihn schon bald in der Kirche von Kerns auf den Namen Nikolaus taufen. Einer Überlieferung zufolge wusste er am Taufbecken über alle Bescheid, die an der Feier teilnahmen: der Priester, der Pate und die Patin und andere Menschen. Nikolaus’ Leben erscheint uns von Anfang an als von Wundern begleitet.

Die Kindheit und die Jugend von Nikolaus
Nikolaus war das liebenswerteste der Kinder, er befolgte treu die Ratschläge seiner Eltern und ahmte ihr Vorbild nach. Faulheit, Launen oder kindisches Verhalten waren ihm unbekannt. Hinter seinem noch zarten Alter spürte man bereits einen kleinen Mann mit starkem Charakter. Nikolaus fastete zwei Mal pro Woche, im Erwachsenenalter vier Mal pro Woche. Seine Abstinenz war während der Fastenzeit noch strenger. Er begnügte sich mit trockenen Birnen und ein bisschen trockenem Brot.
Nikolaus ist ein Vorbild für unsere Jugend: aus Liebe zum gekreuzigten Jesus auf Süßigkeiten verzichten, am Freitag fasten, in der Fastenzeit nicht rauchen, sich ein wenig abtöten: Das macht männlich und bildet einen starken Willen heraus, der die Beherrschung der Leidenschaften im Erwachsenenalter sichert.
Der Soldat wird geschickt, indem er lernt, seine Waffe regelmäßig zu handhaben, der Athlet, der Ringkämpfer und alle Sportler bereiten sich auf den Wettkampf und die Siegespalme durch das Training, durch Übungen und wiederholte Wettkämpfe vor. Und doch kämpfen sie alle für eine vergängliche Krone, wie der heilige Paulus sagt. Nikolaus aber kämpfte für die unsterbliche Krone des Himmels. Er pflegte seine Seele, und seine Hauptbeschäftigungen waren das Gebet und die Arbeit. In einem Alter, in dem die Kinder nach Müßiggang und oberflächlichen Vergnügungen streben, suchte Nikolaus abgeschiedene, einsame Orte auf, um zu beten. Seine Inbrunst beim Gebet beeindruckte viele.
Seine äußere Haltung in der Kirche sowie zu Hause beim Gebet als Familie offenbarte die glühende Leidenschaft seiner Seele. Seine große Frömmigkeit, seine Liebe zur Einsamkeit störten seinen Sinn für den Gehorsam und für die Arbeit nicht, die im Hof getan werden musste. Doch während sein Körper am Werk war, ging sein Geist zu Gott. So verwirklichte er den Wunsch Gottes: «Betet ohne Unterlass.»
Wenn die Menschen doch den heiligen Nikolaus von Flüe nachahmen könnten, indem sie ihre Arbeit durch das Gebet heiligen und am Abend vor dem Kruzifix des Hauses Gott mit der ganzen Familie danken! Wie schön wäre das Leben der Menschen, wenn sie alle ihre Taten mit dem Siegel der Ewigkeit und einer aufrichtigen Liebe zu Christus, ihrem Gott und Erlöser bezeichnen würden! Nikolaus wurde für seine tiefe Frömmigkeit reich belohnt. Er war im Frieden und in der Freude. Als er eines Tages in der Nähe seines Vaterhauses durch das Melchtal zog, sah er einen hohen Turm, der ihm wie ein Wegweiser den Himmel zeigte. Er betrachtete ihn lange und seine Seele wurde von einer tiefen Anziehung für die Einsamkeit erfasst. Nikolaus war ein Vorbild der Achtung und des Gehorsams seinen Eltern gegenüber. Alle schätzten und liebten ihn, weil er sich sanft und für alle dienstbereit zeigte. Die Heiligen spiegeln das Bild des einladenden und großherzigen Christus wieder, und die Religion verleiht dem Gesicht sein Leuchten.

Nikolaus’ Berufung
Zu Nikolaus’ Zeiten gab es noch keine Volksschule. Die Kinder bekamen von ihren Eltern den nötigen Unterricht.
Am Abend nach der Arbeit auf dem Feld und dem Abendessen der Familie kamen Nachbarn und Freunde in der Stube zusammen, um über Politik zu sprechen und über die Interessen des Landes nachzudenken. In dieser Schule lernte der junge Nikolaus seine Heimat lieben und fühlte in sich eine große Liebe zum Frieden entstehen, die später aus ihm den Friedensstifter und den Wegbereiter der Schweizerischen Einheit machte.
Vor der Eremitage berief ihn Gott zur Ehe. In Anbetracht seiner Liebe zur Einsamkeit, seiner Frömmigkeit, seiner Kasteiung hätte man meinen können, dass Nikolas zum Priestertum oder zum Ordensleben berufen sei. Nein, Gott wollte aus ihm das Vorbild eines christlichen Familienvaters machen. Die Ehe ist eine echte Berufung. Und die von Gott auf Erden gesegneten Bündnisse werden bereits im Himmel geschlossen. Wir müssen Gott im Gebet bitten, uns den Mann oder die Frau zu zeigen, mit dem oder der wir nach Seinem Herzen eine glückliche Ehe führen können. Leider haben wir heute diese Wahrheit vergessen. Die Jugendlichen haben kaum die Schule verlassen, wenn sie sich bereits mit dem ersten Mädchen einlassen, dem sie begegnen. Sie spielen mit dem Feuer der Leidenschaft und laufen Gefahr, ihre Seele zu verlieren. Oft sind diese frühen Verbindungen vergänglich und wirken das ganze Leben lang mit ihrer Desillusionierung und Enttäuschung nach.
Als tapferer und aufrichtiger junger Mann betete Nikolaus zu Gott, ihm die Frau seines Lebens zu zeigen. Er fand sie nicht bei Abendveranstaltungen oder mondänen Festen, weil er eine fromme Frau mit einem guten Charakter und reinen Sitten wollte. Auf den Ratschlag seiner Eltern hin, fiel ihm eine junge Frau auf, die durch ihre Bescheidenheit und ihre Frömmigkeit glänzte. Sie hieß Dorothea Wyss und Nikolaus’ Wahl fiel auf sie. Zwischen ihnen entstand eine aufrichtige, achtungsvolle Beziehung, so dass die Gegenwart und die Liebe Gottes sie beide prägte. So segneten Jesus und Maria das zukünftige Paar, das sich im Licht des Glaubens und der Liebe des Herrn auf die Ehe vorbereitete. Die Ehe der Heiligen wird in der Gemeinschaft der Heiligen und mit dem Gebet der Heiligen des Himmels vorbereitet.  
 

Nikolaus als vorbildlicher Familienvater
Drei Sakramente schenken der Seele das Leben: Die Eucharistie, die Weihe, die Ehe. Sie werden alle in einer Kirche gefeiert. Die Brautleute vereinen sich vor Gott und den Menschen und versprechen sich Treue und gegenseitige Unterstützung, um das Leben weiterzugeben, das ein Geschenk Gottes ist. Nikolaus war sich der Heiligkeit und der Größe dieses Sakramentes wohl bewusst, welches das Symbol der Vereinigung Christi mit seiner Kirche ist.
Sie lebten eine sehr glückliche Ehe, in der jeder den anderen an Liebe, Reinheit und Tugend übertraf, um dem anderen die Tiefe seines Vertrauens und seiner Liebe zu beweisen. Nikolaus verlor also in der Ehe nichts von der Liebe, die er Gott entgegenbrachte.
Durch seine Liebe zu Gott vertiefte Nikolaus die Liebe seiner Frau. So liebten sie beide den Herrn immer mehr. Mit der Liebe der Eltern vereinte sich die Liebe der zehn Kinder: fünf Jungen und fünf Mädchen, um Nikolaus und Dorothea zu helfen, den Herrn besser zu lieben. Zwei Kinder starben im Kleinkindalter und waren damit kleine Schutzengel, die bei Gott Fürbitte für ihre Familie hielten. Das war ein Trost für die Eltern, die um ihre beiden Kleinen weinten. Da diese beiden Kleinen den Herrn lobpreisten, riefen sie Segnungen auf die zukünftigen Generationen herab: Die Familie von Nikolaus hat Vertreter im Klerus, in der Richterschaft und unter den Landwirten.
Die Familie von Flüe war reich und nicht in Gefahr, kein Brot zu haben, denn die Vorsehung ist großzügig mit dem Arbeiter und dem Landwirt, und wenn Gott die Vögel des Himmels ernährt, vergisst er auch die Kinder in der Wiege nicht. Für eine kinderreiche Familie gibt es viel Segen. Doch wehe dem, der den Armen ausbeutet, so dass dieser mit einem lächerlichen Gehalt für seine Familie aufkommen muss!
Nikolaus wurde bei der Erziehung seiner Kinder stets von der göttlichen Hand geleitet. Die Historiker sagen uns, dass er «Kinder aufzog, die ihm durch ihr Leben, ihr Verhalten und ihre Tugenden glichen.» Seine Verhaltensregel war die Arbeit und das Gebet, aber mit viel Güte, Sanftmut und gegenseitiger Unterstützung.
Nikolaus gab nie seine Frömmigkeitsübungen und seine Kasteiung auf. Er war den Seinen stets das Vorbild der größten Vollkommenheit. Sein ältester Sohn Johannes versichert uns, dass sein Vater jede Nacht aufstand, um zu beten, dass seine Arbeit auf dem Feld mit dem Gebet begann und mit dem Gebet endete. Nikolaus störte den Dämon gewaltig, diesen großen Feind der Seelen. Er versuchte ihn oft, doch Nikolaus besiegte ihn ständig durch das Gebet.
Eines Tages eilte eines von Nikolaus’ Kindern zu seinem Vater und sagte ihm, der Dämon wolle es verschlingen. Sein Vater antwortete ihm ganz ruhig: «Fürchte dich nicht, mein Kind, der Dämon bellt nur, aber er kann dich nicht beißen. Sein Wunsch, uns zu schaden, ist groß, aber seine Macht ist klein.» Nikolaus’ Worte entsprechen denen des heiligen Johannes Chrysostomos: «Der Dämon ist ein wütender Hund, aber er ist angekettet. Halten wir uns von ihm fern und lassen wir ihn bellen.»

Der Soldat und der Richter
Nikolaus war ein ausgezeichneter Christ, aber auch ein guter Bürger und mutiger Soldat. Er war Soldat im christlichen Sinn des Wortes, so dass die Worte des heiligen Paulus auf ihn passen: «Leide mit mir als guter Soldat Christi» (2 Tim 2,3). Damals bot die Schweiz das traurige Schauspiel der Zwietracht und großer Streitigkeiten. Unsere Vorfahren waren vom Geld und vom Gold fasziniert und zogen daher als Söldner in den Krieg, und mehr als nur ein Mal kämpften die Brüder gegeneinander. Drei Mal wurde der junge Nikolaus zu den Waffen gerufen. Das erste Mal 1436 im Krieg von Zürich gegen die kleinen Kantone; ein zweites Mal 1443 im Krieg gegen die Stadt Zürich, die mit Österreich verbündet war, und schließlich ein drittes Mal 1460 im Thurgauer Krieg.
Nikolaus war sehr traurig über alle diese schändlichen Zwistigkeiten und fühlte in seinem Herzen einen großen Schmerz darüber. Dennoch tat er seine Pflicht aus Gehorsam und erfüllte sie tapfer als Bannerträger und dann als Hauptmann an der Spitze einer hundertköpfigen Mannschaft. Als Soldat bewahrte er die Reinheit seiner Seele und kämpfte wie er betete, also mit einer Leidenschaftlichkeit, die der Begeisterung gleichkommt: In einer Hand hielt er das Schwert, in der anderen seinen Rosenkranz. Während des Waffenstillstandes verbrachten seine Kampfgenossen ihre Zeit mit unnützen und gefährlichen Vergnügungen. Er aber sucht eine Kirche oder einen einsamen Ort, um zu beten und die großen Glaubenswahrheiten zu bedenken. Dieser Rückzug pflegte den tiefen Frieden seiner Seele, wie er es wünschte.
Nikolaus war tapfer im Kampf und zeigte sich auch gut und mitleidig mit den Besiegten. Er versäumte keine Gelegenheit, den Seinen die Mäßigung im Sieg zu empfehlen.
Nikolaus gibt unseren jungen Soldaten eine schöne Lehre der Tapferkeit und Aufrichtigkeit. Mutig und mit einem starken Patriotismus im Herzen kannte er keinerlei Niedertracht und achtete stets die Schwachen. Bei ihm begleitete die Liebe zur Heimat die Liebe zu Gott und zu seinem Nächsten.
Als Richter wurde Nikolaus wegen seiner großen Weisheit und Gerechtigkeit geschätzt. Seine Mitbürger vertrauten ihm und hörten in heiklen Angelegenheiten auf seine Ratschläge.
Nikolaus wollte keinerlei öffentliches Amt bekleiden. Er wollte ein in Gott verborgenes Leben führen und sich seiner Familie widmen. Um dem Wunsch des Volkes zu entsprechen, akzeptierte er, Richter und Kantonsrat zu werden. In seinem Amt war er auf das größte Wohl des Volkes und die Ehre Gottes bedacht. Als Richter ließ er sich nur von der Gerechtigkeit leiten, die er durch eine ganz väterliche Güte mäßigte.
Pfarrer Amgrund, sein Freund und Seelenführer, offenbarte nach seinem Tod, dass er ihm eines Tages über seine Richtertätigkeit gesagt hatte: «Ich habe von Gott einen gerechten Geist bekommen; ich wurde oft in Angelegenheit meiner Heimat zurate gezogen. Ich habe auch viele Urteile gesprochen. Doch dank Gottes erinnere ich mich nicht, in irgendeiner Sache gegen mein Gewissen gehandelt zu haben.»
Das ist kein Hochmut und keine Vermessenheit bei Nikolaus, sondern ein demütiges Bekenntnis, dass er von Gott diesen gerechten Geist empfangen hatte. Man bot ihm mehrmals die hohe Würde eines Landammann an, die er immer ablehnte, weil er sich vor einer so großen Verantwortung fürchtete. Die öffentliche Ehre konnte ihn nicht von der Arbeit an seiner persönlichen Heiligung und von der Sorge für seine ganze Familie ablenken. Nikolaus ist ein schönes Vorbild für alle Politiker, die manchmal ihre Pflichten als Christen und als Familienväter vernachlässigen.
Ein gerichtlicher Zwischenfall brachte Nikolaus zu dem Entschluss, sein öffentliches Amt abzulegen. Aufgrund der Parteilichkeit der Richter in einer Angelegenheit und trotz des heftigen Protestes von Nikolaus wurde ein ungerechtes Urteil gefällt. Der heilige Mann Gottes erinnerte sich daran, dass das Recht vor Gott im Einzelgericht gesprochen wird und traf daher seine Entscheidung, auf das Amt als Richter zu verzichten.
Nikolaus hatte bereits zwei Drittel seines Lebens im Dienst seiner Familie und des Volkes Gottes hinter sich, aber er fühlte sich zu einem noch größeren Auftrag, zu einem göttlichen Auftrag berufen, bei dem er sich dem Gebet und der Kontemplation widmen sollte. Er war zu einem mystischen Leben, zum Leben als Eremit berufen, um sein Volk zu läutern und ein Apostel der Nächstenliebe, der Weisheit und des Friedens unter den Menschen seiner Zeit zu werden.

(Fortsetzung folgt)
von Pater François Zannini

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