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Als Paul VI. Karol Wojtyla «lancierte»

von Bernard Balayn

Die Zukunft hat den Vorahnungen von Papst Paul VI. Recht gegeben. Dieser hatte angesichts der Tüchtigkeit von Kardinal Wojtyla in Karol einen möglichen, wenn nicht sogar einen künftigen Nachfolger gesehen und ihn in gewisser Weise auf diese Eventualität vorbereitet, wenn sie durch den Heiligen Geist bekräftigt werden sollte wie es das Pontifikat des hl. Johannes Paul II. dann gezeigt hat.

Paul VI., der Freund Polens
Welcher betagte Priester würde sich nicht wünschen, dass sein priesterliches Wirken durch einen jüngeren fortgesetzt wird?
Umso mehr gilt dies für die Päpste, die Verantwortung für die Fortdauer ihres universellen Hirtenamtes tragen.
Das war insbesondere der Fall bei den Päpsten Pius XII. und Paul VI, die lange Staatssekretäre und echte «Erben» ihrer Vorgänger waren.
Aber Paul VI. war ein Erneuerer. Würde er die Tradition fortsetzen und einen Nachfolger aus dem Vatikan favorisieren? Mit anderen Worten: Würde der nächste Papst auf jeden Fall ein Italiener sein? Der Heilige Geist wirkte im Kielwasser der konziliaren Öffnung anders und nahm völlig unvorhergesehene Wege, die nicht rein menschlich waren.
Kurz vor seiner Erwählung wurde der spätere Pius XI. als Nuntius nach Warschau gesandt, in ein Land, das wieder frei geworden war, aber durch die sowjetische Hegemonie bedroht wurde, während der Heilige Stuhl ein Konkordat vorbereitete. Pius XI., der Polen geliebt hatte, sandte seinerseits den jungen Giovanni B. Montini als Attaché der Nuntiatur zur Abwicklung eben dieses Konkordates nach Polen. Aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit musste er jedoch schon nach kurzer Zeit diese Aufgabe zurückgeben. Er hatte jedoch die Zeit gehabt, um bei der Schutzherrin von Tschenstochau zu beten und dieses Land, das dem Papst semper fidelis gewesen war, wertzuschätzen. Er wusste damals noch nicht, dass die Prüfungen der Kirche im Osten ihn dazu bringen würden, sich als Papst mit dieser Nation, einer Bastion des Glaubens gegenüber Moskau, zu befassen. Wer auch immer in Jasna Gora gebetet hat, kehrt nicht ohne einen besonderen Schutz der schwarzen Muttergottes zurück...
An der Seite von Pius XII. litt er unter der russischen Beeinflussung Osteuropas und insbesondere Polens nach 1944. Er beteiligte sich an dessen diplomatischen Bemühungen wie auch an der wundervollen Gebetsmobilisierung in der ganzen Welt, durch die Polen und die anderen osteuropäischen Länder von Stalin, der den polnischen Kardinalprimas Stefan Wyszynski hatte internieren lassen, befreit werden sollte.
Nachdem er Papst geworden war, wurde Paul VI. zur Tausendjahrfeier der Taufe Polens (1966) die Einreise verweigert. Das bereitete ihm einen großen Schmerz, den er für die Befreiung des Landes aufopferte.
Der eiserne Arm Staat-Kirche war noch nicht am Ende. Der energische Erzbischof des berühmten Krakau, Karol Wojtyla, veranlasste den Bau einer Kirche im Arbeiterviertel von Nowa-Huta – nicht aus Provokation, sondern weil die spirituellen Bedürfnisse der christlichen Familien, die hier in großer Konzentration lebten, es erforderten. Paul VI. bewunderte den Mut des Erzbischofs und der Bau, der sich von 1967 bis 1977 hinzog, erhielt von ihm durch das Geschenk eines Steines aus dem Grab des hl. Petrus einen wunderbaren Impuls. Er überreichte diesen Stein mit folgenden Worten: «... Möge dieser Stein der Eckstein der Kirche der Muttergottes, der Königin Polens, sein.»
Paul VI. bemerkt beim Konzil einen polnischen Bischof
Dieses Geschenk traf genau zum Ende des Konzils ein. Während des Konzils hatte der Papst die intellektuellen und pastoralen Fähigkeiten eines jungen polnischen Bischofs, dem es ein Anliegen war, sein Land vom atheistischen Joch der Regierung zu befreien, bemerkt und ausgelotet. Dieses Anliegen traf genau auf das Konzilsprogramm von Paul VI. und auf die Sorge, die durch die Mater Ecclesiae in Fatima (ihr tiefer Schmerz über die verfolgte Kirche, ihr Schmerz hinsichtlich der betroffenen Päpste und der Menschheit als Opfer autoritärer Ideologien) ausgedrückt worden war. Das geschah zu einem Zeitpunkt, als sich der Heilige Vater anschickte, U.L.F. vom Frieden an der Cova da Iria (Mai 1967) inständig anzuflehen. Die Öffnung der Kirche zur Welt hin, aber auch die Öffnung der Welt zum Glauben, waren das Grundthema des II. Vatikanischen Konzils. Der Papst verfolgte daher mit großem Interesse die Bemühungen des luziden und kühnen Bischofs, der vor der Mehrheit der abendländischen Konzilsväter diese Freiheit für die Kirchen des Ostens forderte, die zu Unrecht die Kirchen «des Schweigens» genannt wurden.
Während des Konsistoriums im Mai 1967 zögerte Paul VI. nicht länger, Karo­l Wojtyl­a zum Kardinal zu
ernennen, auch wenn dieser erst 47 Jahre alt war. Durch Karol Wojtyla wurde das Kardinalskollegium internationalisiert und verjüngt. Er wusste, was zu tun war, um die Kirche an ihrer Spitze zu heiligen – auch auf die «Gefahr» hin, die Wahl des künftigen Papstes zumindest auf einen Kandidaten aus Europa zu erweitern. Und er verstand, dass angesichts des Glaubensrückgangs, der im Westen nach 1968 einsetzte, ein Papst, der in den Prüfungen des Ostens geschmiedet worden war, sehr willkommen – und wer weiß? – der Erwählte Gottes wäre. Daher war der Papst aufgrund der Qualitäten, die Karol während des Konzils und dann in Nowa Huta zeigte – ohne eigens sein erleuchtetes und innovatives Hirtenamt in Krakau zu erwähnen – überzeugt, dass er künftig «nach Osten» schauen sollte, wie er später einmal sagte. Als 1968 die Kräfte bei ihm zu schwinden begannen, tat er alles, um den Aufstieg von Karol Wojtyla, auf den er große Stücke hielt, zu fördern.
In der Zwischenzeit hatte er mit seiner berühmten Ostpolitik1 begonnen, die darin bestand, die Lage der Ostkirchen durch Übereinkommen mit den verschiedenen Parteien zu entspannen. So sandte er seinen Hauptverhandlungsführer Kardinal Casaroli 1967 nach Polen, um mit den polnischen Bischöfen, zu denen auch Karol Wojtyla in Krakau zählte, zu diskutieren. Paul VI. hatte sich entschlossen auf den polnischen Weg begeben, den von oben her die göttliche Vorsehung vorbereitet hatte...

Die schwarze Muttergottes von Tschenstochau.

Die schwarze Muttergottes von Tschenstochau.

 

Die Missionen, die Karol anvertraut werden, intensivieren sich
Dann gab eine ganze Sturzflut an Ereignissen, die den Vorahnungen von Paul VI. Recht geben sollten. Ereignisse, die einerseits von ihm, andererseits von der göttlichen Vorsehung gewollt waren, wobei alles von Gott kommt.
Um den Aufstieg von Karol zu fördern, ist es gesichert, dass der Papst ihm Verantwortlichkeiten und Missionen übertrug, die geeignet waren, ihn so gut wie möglich den Kardinälen bekannt zu machen, die, wenn der Tag kommen würde, an ihn denken sollten...Paul VI. wusste, wie sehr sich Karol Wojtyla für eine Ethik der Familie und des Lebens einsetzte und rief ihn zur engen Mitarbeit an seiner Enzyklika Humanae Vitae (1968). Ihre Bande der gegenseitigen Wertschätzung wurden daraufhin noch enger, so dass der Papst ihn in der Zeit von 1969 bis 1977 zu den 4 Bischofssynoden einlud, ihn 1971 zum Generalsekretär ernannte, was ein sehr entscheidender Posten war, denn indem er die Arbeiten der Synodenväter mit den Gedanken des Papstes koordinierte, wurde er dadurch zu dessen Repräsentant. Er war es dann auch, der auf brillante Weise als Papst seine letzte Synode zu Ende brachte. 1970 war er beim goldenen Priesterjubiläum von Paul VI. anwesend und nahm 1971 ganz in seiner Nähe an der Seligsprechung von P. Kolbe teil.
Von 1969 bis zu seiner Erwählung sandte ihn Paul VI. durch die Welt, damit er die verschiedenen Gesichter der Kirche kennenlernen sollte und damit die ausländischen Kardinäle mit ihm vertraut würden. Er reiste enorm viel, insbesondere innerhalb Europas und leistete viele Beiträge für den Glauben. Im April 1974 erfuhr Paul VI. von seiner bemerkenswerten Berichterstattung über den Thomistenkongress in Neapel, wo er vor 2000 Fachleuten, von denen viele in ihm einen papabile sahen, der Wortführer der Exposés über den doctor angelicus war. Paul VI. freute sich, dass dieser Kardinal, der ein großer Philosoph, Theologe und angesehener Wissenschaftler war, in Mainz die Ehrendoktorwürde verliehen wurde (1977).
Die entscheidende Stunde kam plötzlich, als der Heilige Vater ihn bat, für die ganze Kurie und ihn selber die jährlichen Fastenexerzitien 1976 zu halten, was als höchste Auszeichnung gilt. So konnten die einflussreichsten Kardinäle (im Fall eines Konklaves) unmittelbar die Erfahrung des unvergleichlichen exegetischen Wertes der Meditation des Kardinals machen, dem der Papst, der selber verbraucht und krank war, gänzlich vertraute. Seine 22 Predigten gelangten unter dem Buchtitel Zeichen des Widerspruchs an die Nachwelt.
Johannes Paul II., der Erbe von Paul VI.
Kenner des Vatikans waren daher angesichts der misslungenen Verhandlungen der italilenischen Kardinäle nach dem unerwarteten Tod von Johannes Paul I. nicht erstaunt, dass der wahre «Thronfolger» von Paul VI. unter dem Namen jener beiden Päpste gewählt wurde, die glühende Verfechter eines Konzils des aggiornamento waren; er, der dann verkündete: «Öffnet die Pforten weit für Christus».
Diese von Paul VI. gewollte Vorbereitung des neuen Papstes findet sich durch viele Akte während seines Pontifikates bestätigt und Johannes Paul II. wurde später weit und breit als sein geistlicher und pastoraler Erbe anerkannt.
Zu sehen ist das an seiner ersten Serie von Mittwochskatechesen über die Verteidigung und den Schutz der Familie und des Lebens...
von Bernard Balayn

Anmerkung:
1. «Politik der Öffnung zum Osten hin».