Ich dachte, dass es nach diesem Verrat keine Verzeihung geben würde
San Martino di Schio - Zeugnis
Ich heiße Cinzia… Ich bin 51 Jahre alt und hatte meine erste Begegnung mit Jesus im Alter von 24 Jahren. Nach einer Drogenvergangenheit und einem turbulenten Leben konnte ich mich durch die Muttergottes, die mich an die Hand nahm und mein Leben zu Jesus führte, daraus befreien. Ich hatte einen sehr schönen Weg der Bekehrung; ich machte eine Wallfahrt nach Medjugorje, wo mir die Heilung der Seele und die leibliche Heilung meines Sohnes geschenkt wurde (ich hatte ihn als junges Mädchen bekommen). Anschließend machte ich eine Wallfahrt nach Schio, es war zu Beginn der Erscheinungen von Renato Baron und ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich einige Jahre später dort wohnen würde.
In Mailand setzte ich meinen Glaubensweg in der Charismatischen Erneuerungsbewegung fort. Ich entdeckte die Schönheit der Beichte und erfuhr Gottes Vergebung und seine große Barmherzigkeit, die hl. Messe und die Realpräsenz Jesu im Allerheiligsten.
Im Jahr 2000 bin ich auf die Anweisung des geistlichen Vaters einer Gebetsgruppe nach Schio gezogen. Ich war nicht sehr überzeugt davon, sondern hatte eher Angst, aber ich war dennoch bereit, umzuziehen. Ich setzte mein Gebetsleben fort, aber Satan hatte sich auf die Lauer gelegt und begann unverzüglich, meinen Glaubensweg zu stören. Ich wurde wieder von der Welt angezogen; Lauheit machte sich in mir breit. Ich betete weniger und ging immer mehr in Diskotheken. Ich entfernte mich von der Gebetsgruppe. Sinnlichkeit und Vergnügungen bemächtigten sich meiner. Ich hatte unziemliche Begegnungen und wurde schnell zum Opfer des Alkohols. Ich begann wieder Cannabis zu rauchen und ging überhaupt nicht mehr zur Messe. Ich geriet unerbittlich in die tiefste Finsternis. Innerlich spürte ich, dass ich Jesus und Maria weh tat, aber ich wollte diesen Gedanken verdrängen, denn sonst hätte ich mich schlecht gefühlt. Welche Dummheit! Ich dachte, dass es mir alleine gelingen würde und dass ich ohne Ihn mein Leben führen könnte. Welcher satanische Trugschluss! So geriet ich immer mehr in Entmutigung und Verzweiflung, bis ich daran dachte, Schio verlassen zu wollen: «Was soll ich hier noch länger?» Nichts hielt mich mehr! Ich dachte sogar daran, mir das Leben zu nehmen, da es für mich kein Heil mehr geben würde. Ich hatte Jesus nach all den Gnaden, die er mir geschenkt hatte, verraten. Ich hatte Gott vergessen. Aber Gott hatte mich nicht vergessen!
Nach einem Jahr glomm in der tiefsten Verzweiflung wieder ein kleiner und schwacher Schimmer in meinem Herzen und ich spürte, dass ich nicht so weiter machen konnte. Ich wollte wieder näher zu Jesus, aber ich wagte es nicht; ich hatte Angst davor, ich hatte Angst vor seinem Urteil. Welche Versuchung! Schließlich dachte ich, dass es für mich nach diesem Verrat keine Verzeihung mehr geben würde. In meinem Inneren zweifelte ich an seiner unendlichen Barmherzigkeit, aber von Zeit zu Zeit kam es auch vor, dass aus meiner Seele ein «Ave Maria» und eine Bitte um Gottes Hilfe aus meinem Herzen emporstieg.
Als ich in der Neujahrsnacht 2011/2012 mit Freunden bei mir feierte, spürte ich eine tiefe Traurigkeit, eine große Leere in mir. Ich schaute um mich, ich war von Menschen umgeben, die die Nacht damit verbrachten, sich zu betrinken, zu essen, zu kritisieren, zu schwören, usw… Ich fragte mich. «Was mache ich eigentlich hier? Wer sind diese Menschen? Und wo bin ich?» Und ich hatte das Empfinden, alles fliehen zu wollen. Ich wartete bis Mitternacht, um die üblichen guten Wünsche zum Ausdruck zu bringen und dann ging ich schnell weg. Ich beschloss, dieses Leben für immer aufzugeben. Die Gnade Gottes kam neuerlich auf mich herab. Ich wollte mich mit Gott versöhnen, aber ich hatte wieder Angst, auf ihn zuzugehen. Ich fühlte mich angezogen, zum Zönakel und zur Königin der Liebe zu gehen. In diesen Jahren der Dunkelheit hatte ich diesen Ort mit Dünkel behandelt! Ich konnte mich nicht einmal mehr an die Geheimnisse des Rosenkranzes erinnern. Jedesmal, wenn ich zum Zönakel ging, fiel ich vor dem Allerheiligsten und der Madonna auf die Knie und flehte sie um ihre Hilfe an. Das einzige Gebet, das aus meiner Seele emporstieg, war ein Lied aus der Charismatischen Erneuerungsbewegung; es war immer dasselbe. Tränenströme liefen über meine Wangen wenn ich es in Stille sang: «Herr, ich bin hier zu deinen Füßen, Herr, ich erbitte von dir Kraft! Nimm mich an, heile mich, ich rufe deine Gnade auf mich herab! Befreie mich, heile mich… und neugeboren in dir werde ich für immer leben!» Anschließend ging ich allein im Park des Zönakels spazieren und betete den Rosenkranz, ohne mich an alles zu erinnern. Manchmal sprang ich von den freudenreichen Geheimnissen zu den schmerzhaften…, aber ich betete zu Maria und sie wusste…!
Dennoch fühlte ich mich weiterhin beschmutzt, denn ich war noch nicht zur Beichte gegangen. Satan versuchte und tat alles, damit ich dieses Sakrament nicht empfange. Kein Priester war mir recht, der eine war zu jung, der andere zu alt, ein anderer inspirierte mich nicht. Ich bezweifelte, die Absolution empfangen zu können und lebte weiterhin in der Todsünde! Und wenn ich sage Todsünde, so ist das kein Scherz! Nach vielen Tagen bat ich Maria, die Königin der Liebe, im Zönakel: «Maria, ich bitte dich, es gelingt mir nicht, zu einem Priester zu gehen, aber ich brauche die Vergebung Gottes. Ich will meinen Weg mit dir gehen, ich will deinem Sohn nachfolgen. Höre mich, ich bitte dich inständig. Wenn es mir nicht gelingt, zu einem Priester zu gehen, dann schicke mir denjenigen, den du willst, wähle ihn für mich aus, hilf mir, Maria! Fang noch einmal mit mir an!» Das war einige Monate lang mein Gebet… bis die himmlische Mama auf mein Flehen antwortete.
An einem Sonntagmorgen erwachte ich mit dem Verlangen, zur hl. Messe zu gehen, auch wenn ich wusste, dass ich nicht kommunizieren durfte. Ich ging zur Abendmesse, um Gottes Wort zu hören und seine Hilfe zu erbitten. Während der Wandlung, vor allem aber bei der Kommunion, als die Menschen aufstanden, um Jesus zu empfangen, brach ich in Schluchzen aus, das nicht enden wollte und ein unendlich großes Heimweh nach Gott bemächtigte sich meiner so sehr, dass ich auch körperlich zitterte. Ich wollte Jesus empfangen, aber ich durfte nicht. Ich weinte wie ein Kind; ich fühlte mich sehr schlecht. Jesus, der mich mit offenen Armen, mit Liebe, mit Güte, mit seiner göttlichen Barmherzigkeit erwartete, war da… Ein einfaches «Ja» meinerseits würde schon genügen. Als ich an jenem Abend wieder Zuhause war, flehte ich Maria abermals an, mir die Gnade der Beichte zu schenken.
Am folgenden Sonntag ging ich wieder zur Messe und es passierte dasselbe. Während der Kommunion ergriff mich zum zweiten Mal ein großes Heimweh. Tränenströme und inständiges Flehen stieg aus meinem Herzen zu Jesus auf. Nach dem Gottesdienst kam der Priester, der die Messe gefeiert hatte, zu mir; er schaute mich an und blickte mir in die Augen. Ich schaute ihn ebenfalls an und war fast erstaunt über diese Aufmerksamkeit. Mit Wohlwollen richtete er seinen Finger auf mich und sagte: «Du, komm mit mir!» In diesem Augenblick ging ein Schauer, den ich nicht erklären kann, durch meinen ganzen Körper und als würde ich an den Schultern gestoßen, folgte ich dem Priester in die Sakristei. Ich sprach zu ihm von meinem Schmerz, aber ich beichtete nicht. Er nahm mir das Versprechen ab, am nächsten Morgen zu ihm zu kommen, um zu beichten. Ich schlief fast nicht. Auf welche Weise hatten Maria und Jesus ein so unwürdiges Mädchen wie mich erhört! Ich war darüber fast wie betäubt.
Der Montagmorgen war ein trüber Tag; es regnete, blitzte und donnerte. Ich war versucht, nicht zu dem Priester zu gehen (ein letzter Versuch des Widersachers), aber ich wusste, dass Jesus etwas Außergewöhnliches für mich vorbereitet hatte. Und so gelang es mir, zu beichten. Jesus befreite mich durch seine unendliche Barmherzigkeit von der Vergangenheit. Ich weinte die ganze Zeit. Ich fühlte, wie der Schmutz wegging und wie mich die Gnade des Herrn von Kopf bis Fuß umhüllte. Bei der Absolution kehrten große Freude und tiefer Friede in mich ein.
Mir wurde bewusst, dass mein Weinen ein Weinen der Heilung, der Befreiung, der Freude war. Mir war vergeben worden. Jesus, der Gute Hirte, hatte sein verlorenes Schaf gesucht und es in die Hürde zurück gebracht. Als ich nach draußen trat, sah ich zwischen den Wolken einen Sonnenstrahl. Das war der Anfang eines neuen Weges: Meine Freude war so groß, dass ich sie am liebsten allen laut herausgerufen hätte! Ich lief nach Hause, frei, beschwingt, glücklich. Ich lobte, sang und pries Gott für die große Gnade, die er mir gewährt hatte, während ich darauf wartete, Jesus zu empfangen.
Ich wollte mich darauf vorbereiten, ihn zu empfangen und verharrte eine Woche lang in der Stille und im Gebet. Ich wusste, dass dieser Tag für mich ein hoher Festtag sein würde! Für mich war es die «Erstkommunion»!
Am folgenden Sonntag wusch ich mich als würde ich meine ganze Vergangenheit abwaschen; ich zog mich an und bevor ich zur Abendmesse ging, begab ich mich zum Zönakel, denn ich wollte Maria danken. Ich ging bis zum Kreuzweg hinab und während ich den Rosenkranz betete, kam ich zur dritten Station.
Der so innig erwartete Augenblick war gekommen. Ich betrat die Kirche, glücklich wie ein Kind. Ich feierte die hl. Messe mit und als ich Jesus empfing, konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten, so groß war die Freude, die ich im Herzen hatte. Ich spürte die große Umarmung Jesu, ich sah und spürte in meinem Herzen, dass Jesus sehr froh über mich, sein wiedergefundenes Schaf, war. Ich spürte seine ganze Liebe und eine gütige Stimme sagte mir: «Endlich! Du bist hier, wie sehr habe ich auf dich gewartet!» An jenem Sonntag hatte man Corpus Domini gefeiert. Das war kein Zufall gewesen, sondern ein weiteres Geschenk Jesu. An jenem Tag empfing ich ein sehr schönes Geschenk, nämlich das Bewusstsein, dass Jesus wahrhaft und lebendig in der Eucharistie ist. Ich wusste es schon im Glauben, aber jetzt hatte ich die Gewissheit! Wenn ich Jesus jetzt empfange, bin ich so bewegt, dass mir oft Freudentränen kommen, die ich nicht zurückhalten kann! So ist das. Von nun an werde ich die unendliche Barmherzigkeit Gottes für immer besingen. Es gibt keine einzige Sünde, die Gott nicht verzeiht, wenn man sie bereut.
Ich danke der Königin der Liebe aus tiefstem Herzen für den Frieden und die Freude; ich danke der himmlischen Mutter, der Trösterin der Betrübten, dem sicheren Hafen der Sünder dafür, dass sie mich an die Hand genommen hat, wie nur eine Mutter es tun kann! Ich danke Jesus, meinem Herrn und meinem Gott, der mich nie verlassen, sondern geduldig auf mich gewartet hat. Ich will Jesus nachfolgen und meinen Weg mit Maria zum Vater gehen. Ich weiß, dass ich nicht mehr allein bin und dass ich Ihm, was immer Er auch von mir wollen mag, mein «Ja» geben will. Von ganzem Herzen Dank!
Cinzia
Aus: «Königin der Liebe»
Nr. 64.