Wie Gold im Feuer geläutert
Karl Leisner (1915-1945)
Straßburg, den 8. Oktober 1988. Papst Johannes Paul II. kommt mit 42000 jungen Europäern aus 0st und West zusammen. Der Papst stellt dabei Karl Leisner als Vorbild für die Jugend Europas vor.
Wer war Karl Leisner? Aus Kleve am Niederrhein stammend, ist Karl 18 Jahre alt, als Hitler an die Macht gelangt. Als Deutschland den Chef der Nazis als Befreier begrüßt - es gibt sieben Millionen Arbeitslose - lehnt Karl instinktiv den Führer und den Nationalsozialismus ab. 1934 wird er Bezirksjungscharführer im Bezirk Kleve, im gleichen Jahr Diözesanjungscharführer in der Diözese Münster, eine Tatigkeit, für die ihm ein großes Charisma geschenkt ist. Ausflüge mit dem Fahrrad, Fußmärsche, Lagerleben, die Natur erkunden, Gitarre und Lieder: ihm folgen die Jugendlichen begeistert. Er will sie zu Christus führen. 1934, als die Menge «Heil Hitler» schreit, schreibt er in sein Tagebuch: «Christus - Du bist meine Leidenschaft. Heil!» Lange kämpft er um seine Entscheidung für die Ehe oder für den Weg als Priester. Eine christliche Familie zu gründen, wie schön wäre das. Der Ruf, Priester zu werden, ist jedoch stärker. 1939 zum Diakon geweiht, wird er acht Monate später verhaftet und ins KZ Dachau deportiert.
Am 17. Dezember 1944 wird er hier geheim von Bischof Piguet von Clermont-Ferrand zum Priester geweiht. Er ist schon vom Tod gezeichnet. Im August 1945 stirbt er, 30 Jahre alt, geläutert, wie Gold im Feuer... Am 23. Juni 1996 in Berlin spricht Papst Johannes Paul II. Karl Leisner selig.