Manipulierte Maßlosigkeit
Mit Sachverstand ließ sich bereits am Beginn der siebziger Jahre voraussagen: Die damals anberaumten Trends - die «Befreiung zur Sexualität», die schrankenlose Liberalisierung aller Lebensbereiche, die Propagierung des Ego-Trips im Wirtschaftswunder-Schlaraffenland, untermischt mit Gleichheitsideologie - würden einheitlich durch die elektronischen Medien aufgeheizt in eine sich epidemisch ausbreitende unbekömmliche Maßlosigkeit führen: in eine «manipulierte Maßlosigkeit», die schwerwiegende zerstörerische Auswirkungen zeitigen würde.
Christa Meves sagte schon damals die neurotische Verwahrlosung, das Boomen der Raub- und Gewaltkriminalität und die Zunahme der Sexualsüchte, besonders den sexuellen Kindesmissbrauch (gemäß Hochrechnung ca. 300'000 Fälle pro Jahr allein in Deutschland) für das Ende dieses Jahrhunderts voraus. Diese Prognosen, die sich in erschreckender Weise erfüllt haben, waren ihr auf dem Boden eines Konzeptes möglich, das sie in der Weiterführung der Antriebslehre und der Verhaltensforschung entwickelt hatte. Einer möglichen Umkehr in letzter Minute will die Neuauflage dieses um aktuelle Aufsätze erweiterten Bestsellers dienen.
Neuerdings scheint es, als gäbe es ein Erwachen der Verantwortlichen auf internationaler Ebene. So wollen die 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union endlich etwas gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern unternehmen, nachdem zahlreiche Skandale vor allem in Belgien die Weltöffentlichkeit aufgeschreckt haben. Am 29. November 1996 beschlossen die 15 EU-Innen- und Justizminister in Brüssel, neben der Herstellung und Verbreitung von Kinderpornographie auch deren Besitz grundsätzlich unter Strafe zu stellen.