Fackel Gottes
Johanna von Orléans (1412 - 1431)
Kaum ein Heiligenleben hinterliess eine solche Leuchtspur wie das Leben der Johanna von Orléans. Hoch zu Ross, auf einem feurigen Schimmel und in flammender Rüstung, jagt sie wie eine Fackel Gott voran, ihre Soldaten wie ein Sturmwind mit sich reissend, und führt sie von Sieg zu Sieg. Johanna kannte aber nicht nur Siege, auch ihr blieb die Via Dolorosa nach Golgatha nicht erspart. Ihre Taten, die in die Weltgeschichte eingegangen sind, das Eintreffen ihrer Vorhersagen, ihre Tugend und Standhaftigkeit inmitten der Soldaten und der vielen Vergewaltigungsversuche der Engländer und schliesslich ihr Martyrium, das sie, die erst Neunzehnjährige, in heroischer Selbstaufopferung in Liebe und Treue zu Jesus ertrug, geben ihrem Leben und Werk das Stigma der Echtheit. Johanna von Orléans ist ein klassischer Fall für den in der Kirche nie aufhörenden Konflikt zwischen Amt und Charisma. "Dergestalt hat nicht mancher Sterbliche die Welten der Kirche durchmessen, deren göttliche Tiefen und deren menschliche Untiefen. Mit starker Seele hat das Heldenmädchen die weite Spanne zwischen freiem Gewissen und kirchlicher Bindung umfangen und sich nicht im müden Verzicht durch einen der beiden Pole gefangengegeben" (Josef Bütler). Carl Julius Abegg entwirft in diesem Buch das Bild der heiligen Johanna in seiner ganzen Grösse und Tiefendimension, wobei er auch den entscheidenden Aspekten der Mystik nicht ausweicht. Sehr wertvoll sind auch die historischen Hinweise und Parallelen im Nachwort von Prof. Carl. J. Burckhardt. Wer Johannas Geschichte, die die Geschichte einer Sendung ist, unvoreingenommen durchliest, muss am Schluss wie Etienne Pasquier, der Kronrat des französischen Königs, bekennen: "Ich betrachte die Geschichte der Jeanne d'Arc als ein wahres Wunder Gottes."